HHafen / Ortmühle -> Cuxhaven Start: 24.07. 9:00 Ende: 25.07. 19:15 Distanz: 105 sm Gesamtdistanz: 105 sm
Am Mittwoch früh um 9:30 ist Henry endlich mit all den Sachen vollgestopft, die noch unbedingt mit sollen. Die letzte Nacht haben wir nur noch das erledigt, was unbedingt sein muss. Alles andere muss warten.
Um 16:37 kommen Johanna und Luiz in Oldenburg an. Bis dahin liegen noch 300 nervige Autobahnkilometer, das Auspacken unserer Sachen und der Einkauf der “frischen Sachen” vor uns. Morgen früh soll es losgehen. Die letzten Wochen haben uns sehr gebeutelt. Eigentlich wollten wir schon gestern Abend fahren, aber das ging aus vielen privaten Gründen nicht, die aber auch nicht hier in den Blog gehören.
Pünktlich bin ich in Oldenburg am Bahnhof. Johanna und Luiz kommen mir urlaubsgelaunt und winkend entgegen. Die beiden sind zu ersten Mal auf unserer PINCOYA. Kaum zu glauben, aber wahr. Studium und Arbeit hatten immer irgendwie etwas dagegen. Nun ist es aber soweit. Der Abend vergeht schnell mit einigen ersten Segeleinweisungen, viel Gequatsche, etwas Bier, etwas mehr Wein und vielen Putenschnitzeln vom Grill. Das Wetter ist voll auf unserer Seite und auch der Wind zeigt sich einsichtig und weht aus NE.
Der Kiel Kanal bzw. der NOK wartet auf uns. Für Astrid und mich ist das auch Neuland. Den Kanal haben wir noch nie gemacht. Wir sind gespannt. Über den Kanal gibt es ja einiges im Internet zu finden und Astrid hat den Revierführer “Elbe” nicht nur für die Elbe gekauft, denn dort findet sich auch ein kleiner Abschnitt über den NOK. Astrid ist in dieser Hinsicht immer viel gründlicher als ich und sie hat schon alles besorgt und gelesen, was es zu kaufen und zu lesen gibt. Deswegen können wir beruhigt ablegen und die runden 35 sm bis Kiel in Angriff nehmen.
Schon früh lauschen wir dem Funkverkehr an der Schleuse und zwischendurch werden wir doch nervös und denken, dass es vielleicht gut wäre, unter Motor ein paar Knötchen schneller zu sein. Aber das Urlaubsgefühl siegt und wir werfen die hektischen Gedanken über Bord und lassen der Langsamkeit freien Lauf. Das ist auch gut so, denn wir warten zusammen mit all den Schiffen, die uns vorher in Marschfahrt überholt haben, noch gut eine Stunde bis wir einfahren dürfen. Einige Segler beschweren sich beim Schleusenwart, dass sie schon mehr als 2 Stunden warten und nun sofort einfahren wollen. Aber der Schleusenmeister bleibt cool und läßt sie per Funk abblitzen.
Erst um 18:30 können wir einfahren. Upps, die Sache mit den tiefen Schwimmstegen ist wirklich ernst gemeint! Die gucken nur etwa 10cm aus dem Wasser. Das macht die Sache mit den Fendern irgendwie sinnlos und Astrid springt beherzt ins fast Bodenlose. Nachdem wir fest sind, stellen wir fest, dass wir natürlich auf der falschen Seite der Schleuse festgemacht haben. Die Kasse ist auf der anderen Seite. Wie nun dort rüber kommen? Die Schleuse ist wirklich etwas größer und ganz weit dahinten sehe ich das Schleusentor zum Kanal und habe keine Ahnung, ob man da rübergehen darf. Wir sind in der großen Südschleuse, ungefähr in der Mitte. Käse! Meine Hoffnung auf unserer Seite auch einen Kiosk zu finden stirbt, als ich die Nase nach einer 5 m Klettertour über die Schleusenwand stecke. Ich brülle zum Kiosk rüber und mache Gesten, die auch im entferntesten Ausland als völlige Ahnungslosigkeit verstanden werden. Dabei sind wir noch in Deutschland und ich hätte eigentlich nur meine Frage rüberbrüllen müssen. Nachdem der Kiosk-Mann mit eindeutigen Gesten zurückgebrüllt hat und die übrigen alten NOK-Hase alle nur den Kopf schütteln, beschließe ich, über das sich gerade hinter uns schließende Schleusentor zugehen, um den Kiosk zu erreichen. Ich gehe strammen Schrittes und bemühe mich gleichzeitig um ein vollkommen entspanntes Altes-Hasen-Aussehen. Als ich im Ticketshop ankomme gibt der Kiosk-Mann gerade einer Dame, die mit ihrem Schiff etwas vor uns auf der gleichen falschen Schleusenseite liegt, aber den Weg vorn herum gewählt hat, den Tipp, doch vielleicht etwas schneller über das hintere Tor zu gehen, denn auf der Kanalseite würde gleich schon wieder das Tor geöffnet. Also gehen wir nun gemeinsam um ein vollkommen entspanntes Aussehen bemüht in Nordic-Walking-Geschwindigkeit zu unseren Schiffen. Sie hat es etwas weiter als ich und das Tor öffnet sich schon, als sie fragt, ob wir sie vielleicht ein Stück mitnehmen könnten, wenn ihr Mann im Schleusenfieber ohne Sie abfährt. Es kommt dann allerdings doch nicht zum Äußersten und wir beide erreichten unser Schiffe gerade noch rechtzeitig.
Im Kanal geht es dann einfach so in Kanalgeschwindigkeit voran. Das kennen wir ja schon von der Überführung der PINCOYA aus Wiesbaden im Frühjahr 2010. Nur ist dieser Kanal wesentlich größer und es fahren hier echt große Frachter. An der zweiten Ausweichstelle blinken uns lustig 3 rote Signale entgegen. Astrid springt unter Deck und kommt mit einem Berg unwiderlegbarer Beweise zurück. STOPP für alle Fahrzeuge und warten! Irgendetwas Dickes scheint uns entgegenzukommen. Über AIS können wir den Kahn schon sehen. 188 m lang und 27 breit. Mit uns kümmert sich nur ein weiterer Segler um die roten Lichter und wartet. Der Rest fährt einfach weiter. Hmmm…. Mit einem Wartemanöver haben wir nicht gerechnet. So verpufft die Zeit hinter den Dalben ohne das wir Seemeilen fressen. Nach 40 Minuten dürfen wir weiter. Die Rader Insel ist so nicht mehr zu erreichen und um 20:30 fällt der Anker im Flemhuder See.
Ein toller und aufregender Segeltag, nicht nur für Johanna und Luiz.
Vor unserem Ankerplatz ziehen noch einige weitere Kanalriesen vorbei und wir werden sanft in den Schlaf geschaukelt.
Gut 40 sm Kanal liegen noch vor uns. Als wir wieder Richtung Brunsbüttel in den Kanal einbiegen, ist ein Kreuzfahrer vor uns. Der fährt mit fast 9 kn und zieht uns langsam davon. An der Ausweichstelle hinter der Rader Hochbrücke verlieren wir ihn, denn er ist schon durch, als uns schon wieder die drei roten Leuchten angrinsen. Diesmal machen wir gleich an einem der Dalben fest, der Wind ist günstig und weht uns zum Ufer hin aus. Die Wartezeit reicht locker für ein ausgiebiges Frühstück.
Der Kanal ist nicht gerade spektakulär. Einzig die Rendsburger Schwebefähre ist ein echt einmaliges Unikum. Abwechselnd wird gesteuert, gelesen, geschlafen oder einfach abgehangen. erstaunlich schnell sind wir in Brunsbüttel. Vor der Schleuse tummelt sich mehr Großschiffahrt, als Sportboote. Die Kanalfähre Brunsbüttel drängelt sich da irgendwie auch noch durch. Wir sind etwas verwirrt und lassen einen holländischen Segler in der Hoffnung passieren, das er weiß, wie ein Profi hier durchkommt. Wir sind noch nicht ganz an dem Warteplatz für Sportboote, da blinkt es an der kleinen Schleuse weiß. Eigentlich sollte auch hier die kleine Schleuse repariert werden, macht aber nichts, wir nehmen die gute Gelegenheit mit zwei weiteren Segler gleich beim Schopf.
Uns bleibt nicht viel Zeit, nach 5 Minuten öffnet sich schon das Tor zur Elbe und zur Nordsee. Gut, dass wir schon alles seefest gemacht haben. Die Schwimmwesten werfen wir noch schnell während der Ausfahrt über, denn dort draußen sieht es gar nicht mehr so kuschlig wie im Kanal aus. Uns erwarten dicke Gewitterwolken und 20 kn aus E. Wir müssen uns erst einmal orientieren. Die elektronischen Seekarten sind dabei eine unschätzbare Hilfe. Es ist diesig, schwül und drückend. Zunächst geht es mit achterlichen Winden und ablaufendem Wasser mit runden 8 bis 9 kn in Richtung Cuxhaven. Dann erwischt uns das Gewitter und der Wind dreht nicht nur auf NW, sondern auch ordentlich auf. Gott sei Dank sind es nur einige Böen und nach einer halben Stunde fällt der Windmesser wieder auf moderate 20 kn. Allerdings bleibt die Richtung und wir müssen am Rand des Fahrwassers aufkreuzen. Hier scheint gerade Hafenwechseltag zu sein, wie an der Perlenschnur laufen die dicke Pötte nach Hamburg ein und von Hamburg aus. Es ist schon wirklich beeindruckend, wenn so ein 300 m Kahn mit riesig hoch gestapelten Containern nur 150 m an einem vorbeizieht.
Die Tide läuft nun mit Macht ab und wir mogeln uns zwischen einigen dicken Pötten auf die andere Fahrwasserseite nach Cuxhaven. Mit mehr als 4 kn läuft die Tide vor dem Yachthafen quer. Wir halten gut 100 m vor die Einfahrt des Yachthafen vor und schlüpfen dann mit ordentlich Fahrt gerade so zwischen den Dalben des Yachthafens durch. Im Yachthafen ist sofort Ruhe. Wir drehen ein Runde und schnappen uns eine freie Box in dem erstaunlich leeren Hafen.
Morgen ist erst einmal Ruhetag. Johanna und Luiz sind deswegen bestimmt nicht böse. Die letzten beiden Tage waren seglerische Druckbetankung der feinsten Art. So darf es nun etwas ruhiger weitergehen.