Unsere nördlichsten Meilen liegen in Schweden


Valassaaret (FIN) -> Nörrbyskär (S) Distanz: 128,7 sm Gesamtdistanz: 2.558,6 sm

„von Valassaaret (Finland) -> nach Nörrbyskär (Schweden)“

„von Valassaaret (Finland) -> nach Nörrbyskär (Schweden)“

Die nördlichsten Meilen auf unserer Tour dieses Jahr sind auch unsere ersten Meilen in Schweden. Allerdings eiern wir von Valassaaret zunächst ohne großen Segelerfolg los. Finnland will uns wohl nicht so richtig ziehen lassen. Nach einer Stunde intensiven Rumgedümpels unter Segeln haben wir das Gefühl, dort angekommen zu sein, wo wir gestern die Segel heruntergenommen haben, um nach Valassaaret reinzufahren. Mit dem Segeln scheint es heute nicht so recht klappen zu wollen und so suchen wir abwechselnd nach alternativen Häfen und Ankerbuchten auf der schwedischen Seite des Meerbusens.

„Nach fast 2 1/2 Monaten Finnland, mal abgesehen von dem Abstecher in die Ålands, weht mal wieder eine andere Gastlandflagge unter unserer Steuerbordsaling.“

„Nach fast 2 1/2 Monaten Finnland, mal abgesehen von dem Abstecher in die Ålands, weht mal wieder eine andere Gastlandflagge unter unserer Steuerbordsaling.“

Die Aussicht, die 30 Seemeilen nach Byviken nur unter Motor zurücklegen zu können, ist nicht wirklich prickelnd. Auf Hölmön gibt es als Hafen nur Byviken ganz im Norden und der Rest der zu Hölmön gehörenden Inseln besticht nicht gerade durch eine überbordende Fülle an tollen Ankermöglichkeiten. So fahren wir erst einmal in Richtung des Leuchtturms Nordvalen. Der steht schon auf der schwedischen Seite und markiert für die Großschifffahrt die südliche Einfahrt durch die Untiefen von Kvarken. Kurz hinter der schwedischen Grenze regt sich dann aber doch ein schüchternes Lüftchen und wir nehmen tatsächlich unter Segel langsam Fahrt auf. Ganz langsam frischt der Wind auf und dreht ebenso langsam auf West. Das passt für uns und wir drehen mit ihm auf der Westseite von Hölmön in einem großen Bogen auf Nord.

„Der Leuchtturm Nordvalen und unter der Leuchtturm Bergudden kurz vor Byviken.“

„Der Leuchtturm Nordvalen und unter der Leuchtturm Bergudden kurz vor Byviken.“

Bis kurz vor Byviken läuft es bestens und der Schiffsjunge guckt das ein oder andere Mal heimlich nach dem 64sten Breitengrad, der ja mit jeder Meile, die wir nach Norden vorankommen, immer näher rückt. Aber kurz vor Byviken stellt irgendjemand, vielleicht die Abteilung »Hölmön« des schwedische Fremdenverkehrsamts, den Wind ab, um uns nach Byviken hereinzulocken. Es wird für mich ein ewiges Rätsel bleiben, wie ein Wind von 15 kn innerhalb von 15 Minute vollkommen und ohne jeden Rest verschwinden kann. Nun ja, also heute Byviken und nicht die 64.

„Einfahrt nach Byviken ist nur etwas, wenn es nicht zu stark aus Nord weht.“

„Einfahrt nach Byviken ist nur etwas, wenn es nicht zu stark aus Nord weht.“

Der reale Hafen von Byviken sieht viel enger aus, als der Hafen im Hafenhandbuch. Klar, im Hafenhandbuch stehen in der üppigen Bucht auch Untiefentonnen hinter der Mole, aber dass die nur gut zwei PINCOYA-Längen hinter der Mole stehen und an der Untiefentonne planschende Kinder nur bis zum Knie im Wasser stehen, konnte man dem Hafenhandbuch nicht so ganz entnehmen. Also legen wir eine Spontanherumschleuderung mit Highspeed-Mooringhakeneinrastung an der ersten Mooringtonne hin, die wir erwischen. Das passt! Wir liegen auf 1,60m Wassertiefe an der Mole und der Seetank streichelt der PINCOYA zärtlich den Bauch. Hier fehlen dem Bottnischen Meerbusen ungefährt 50 cm Wasser, das kann man sehr schön an den Molenköpfen sehen. Mit 4 oder 5 Schwimmzügen bin selbst ich hinter der Untiefentonne und kann mich hinstellen, um mich von meiner schwimmtechnischen Großtat zu erholen.

„In Byviken ist man fürsorglich, an der Fähre gibt es 2 Warteplätze für Rollstuhlfahrer mit der besten Aussicht auf's Wasser.“

„In Byviken ist man fürsorglich, an der Fähre gibt es 2 Warteplätze für Rollstuhlfahrer mit der besten Aussicht auf's Wasser.“

„Ansichten aus Byviken“

„Ansichten aus Byviken“

„Es kommen sogar 2 Fähren nach Byviken und die passen auch zusammen noch in den Hafen.“

„Es kommen sogar 2 Fähren nach Byviken und die passen auch zusammen noch in den Hafen.“

In Byviken ist ganz schön was los. Es wird gebadet, geplanscht und gesonnt, was das Zeug hält. Erst mit der letzten Fähre verlassen fast alle Gäste wieder die Insel und es kehrt Ruhe ein. Begrüßt werden wir von einem älteren Herren in… ja sagen wir mal … einer Art »Kaftan«. Würde man nur deutsche Herrennachthemden kennen, würde man in der Tat auf die Idee kommen können, dass es sich um eben ein solches, schottenmusterkariertes Exemplar hätte handeln können. Aber … Gott sein Dank kennen wir ja Kaftane und nun eben auch die schwedische Spielform dieses Gewandes. Irgendwie erinnert mich der ältere Herr in dem Kaftan und mit Beethoven-Frisur an unseren Professor der schönen Künste aus der Segelkameradschaft. Stilecht und gut hörbar ist er mit einem älteren Quad mit Anhänger über den Strand bis zur Mole gefahren, um uns nun zu begrüßen. Wir unterhalten uns lange auf Deutsch und er erzählt uns viel von der Insel, ihren 69 registrierten Einwohnern, dem Museum vis-á-vis und dem Dorfladen in Eigenorganisation, der jeden Tag geöffnet hat, sogar im Winter, wenigstens für 2 Stunden, aber dies dann eher aus sozialen Gesichtspunkten. Und von dem Bankett, dass jedes Jahr im Januar auf dem Eis vor der Insel gegeben wird und von der Hovercraft-Fähre, die nur über das Eis fahren kann, wenn es sich nicht zu sehr übereinander aufgetürmt hat, und das der Staat Schweden einen Hubschrauber-Dienst einrichtet, wenn die Hovercraft-Fähre im Winter nicht fahren kann, das aber nur für die 69 registrierten Bewohnen von Hölmön. Es ist total nett und wirklich liebenswert, denn wir erfahren viel mehr, als wir hier überhaupt in dem Blog wiedergeben können. Am Ende frage ich den Kaftan-Professor, wieviel Hafengebühr wir denn zahlen müssen, denn irgendwie habe ich doch das Gefühl, dass er der eigentümlichste Hafenmeister ist, den wir seit Vändburg auf Gotland je getroffen haben. Aber er ist gar nicht der Hafenmeister, er wollte nur mal »Hallo« sagen. Und das mit der Hafengebühr weiß er auch nicht so genau, vielleicht kommt ja noch einer. Cool… er zieht von dannen und knattert mit seinem Quad samt Anhänger wieder über den Strand davon.

„Julius und Reinhard auf ihrer Friendship 22.“

„Julius und Reinhard auf ihrer Friendship 22.“

Abends machen Julius und Reinhard mit ihrer Friendship 22 neben uns fest. Natürlich stelle ich als erstes dieselbe Frage, die alle stellen, die die beiden hier oben treffen. „Aber ihr seid doch wohl nicht »damit« von Deutschland hierher gekommen?“
Doch, sind sie, und heute kommen sie direkt aus Törehamn, dem nördlichsten Punkt in der Ostsee, den man mit einem Schiff erreichen kann. 135 Seemeilen, die wegen der ganzen Kreuzerei mal zu 180 sm wurden. Fast 4 Tage auf 7 Metern ohne Autopilot und viel gegenan. Das ist schon was.
Die beiden sind Ende Mai gestartet und haben seitdem mit ihrer 7-Meter-Schüssel nahezu dieselbe Route zurückgelegt wie wir. Nur waren sie eben schon mal kurz in Haparanda und Törehamn, während wir unsere Runde durch Saimaa gedreht haben. Letztes Jahr haben sie Abi gemacht und dann gearbeitet, um sich die »Beaufort« kaufen zu können. Im Herbst müssen sie zurück sein, weil sie dann mit ihrem Studium beginnen. Ein irrer Plan und eine irre Leistung. Es braucht wirklich nicht viel, um sich einen Traum zu erfüllen. Man muss es eben nur machen. So ganz spartanisch wäre das zwar nicht unsere Sache, aber dagegen haben die beiden eben die unglaubliche Leichtigkeit ihrer Jugend. Mit unseren letzten 4 Dosen finnischen Biers sitzen wir lange zusammen und quatschen. In den Augen vieler machen wir ja schon »komische Sachen«, aber es geht eben noch viel mehr und es geht eigentlich immer, wenn man nur wirklich will, dass es geht.

„Der Himmel brennt über Hölmön.“

„Der Himmel brennt über Hölmön.“

„Die Bucht von Byviken und vis-á-vis das kleine maritime Museum Byviken.“

„Die Bucht von Byviken und vis-á-vis das kleine maritime Museum Byviken.“

„Auf dem Weg über Hölmön zum Leuchtturm Bergudden.“

„Auf dem Weg über Hölmön zum Leuchtturm Bergudden.“

Am nächsten Tag gehen Astrid und ich noch zu dem Leuchtturm Bergudden im Nordwesten von Hölmön. Das ist wirklich ein toller Weg und erinnert uns an den Naturpfad auf Valassaaret, den wir vor 2 Tagen gegangen sind. Diese Inseln hier im Norden sind schon grandios.

„Blaubeeren satt, aber es ist mühsam so viele zu pflücken, bis man nicht mehr kann.“

„Blaubeeren satt, aber es ist mühsam so viele zu pflücken, bis man nicht mehr kann.“

„Bergudden… leider nicht mehr in der Sonne.“

„Bergudden… leider nicht mehr in der Sonne.“

„Ansichten von Bergudden“

„Ansichten von Bergudden“

Auf dem Rückweg endet allerdings die voll geniale Abkürzung des Schiffsjungen auf der Geröllhalde einer eiszeitlichen Endmoräne und läßt uns eine Dreiviertelstunde über kopfsteinpflastergroße Steine stolpern, bis wir an einem Wochenendhaus wieder auf die ersten Außenposten der Zivilisation treffen.

„Die total geniale Abkürzungsgeröllhalde des Schiffsjungen.“

„Die total geniale Abkürzungsgeröllhalde des Schiffsjungen.“

„Abschied von Reinhard & Julius“

„Abschied von Reinhard & Julius“

Etwas angefixt haben uns Julius und Reinhard ja schon. Es weht aus Süd. Wenn das kein Wetter für den 64ten … oder gar mehr ist! Auf der Mole stehend füttern die beiden uns noch etwas an und wedeln mit der Urkunde aus Törehamn herum und Julius zieht schnell noch das offizielle »Ich-hab’s-bis-nach-oben-geschafft-T-Shirt« an. Das könnten wir uns ja auch mal kurz holen. Warum eigentlich nicht? Während wir uns verabschieden und auslaufen, wächst der Entschluss und wir klimpern mal ebenso den Wegepunkt von Törehamn ein. 133 sm sind ja auch wirklich nicht mehr viel. Und das Wetter… na ja … es könnte für den Trip schon optimaler sein und … ja ok … für den Trip zurück ist es zugegeben noch etwas weniger optimal. Das Programm ist… hochfahren, Photo machen, T-Shirt und Urkunde einsacken und zack zurück … bis dann doch die Vernunft wieder Oberhand gewinnt. Irgendwie ist es schon schade, aber wir verbuchen das mal als Plus unserer Altersweisheit, was ja am Ende auch ein gutes Gefühl macht.

„Der 64ste ist schon mal geschafft.“

„Der 64ste ist schon mal geschafft.“

Aber den 64sten haben wir schon fast. Hinter uns holt zwar die Front zügig auf, aber der 64ste ist unser! Spontan kommen wir auf die Idee, sozusagen als Krönung unseres nördlichsten Punktes das hier…

„Die 2018…. ???“

„Die 2018…. ???“

… in den Bottnischen Meerbusen zu fahren.

Eine »2018« als Track! Aber frei Hand geht das nicht, denn irgendwie fehlt es dafür doch an Orientierungspunkten auf dem Wasser. Also malen wir uns eine »2018er-Route« als Wegstrecke auf unserem Plotter. Das ist gar nicht so einfach und wir brauchen etwas, um die 2018 absatzfrei mit einer optimalen Fahrstrecke einzugeben. Die Spitze der »1« soll unser nördlichster Punkt werden. In der Ausgangsposition nehmen wir die Segel runter, um den Track unter Motor zu fahren. Insgesamt sind das erstaunliche 9 Seemeilen, allein für den Schriftzug. Wer hätte das gedacht, aber man soll ja auch etwas erkennen können.

„So langsam zeigt sich die 2018, aber die Front rückt auch näher.“

„So langsam zeigt sich die 2018, aber die Front rückt auch näher.“

Die Front ist inzwischen näher herangerückt und macht unsere »2018« bei gut 15 Knoten Wind schon mal ziemlich ruppig und auf den letzten 500 Meter der »2« erwischt sie uns. Der Wind dreht kräftig nach West, es frischt ordentlich auf und es beginnt zu schütten. Den Rest der »2« stampfen wir bei gut 6 Beaufort in den Bottnischen Meerbusen. Dann sind wir fertig, aber der Wind legt noch weiter zu. Mit Starkwindfock und zweitem Reff im Groß versuchen wir, unter Land zu kommen, was aber nur mäßig gelingt und uns weit über unseren nördlichsten Punkt an der Spitze der »1« nach Norden drückt. Die Kombination aus Welle und Wind ist ungünstig und wir müssen sehr weit hoch, um uns dann etwas weiter unter Land wieder in Richtung Süd vorarbeiten zu können. Sehr spaßig ist das nicht, aber wir haben ja die »2018« im Sack.

„Unter der Front.“

„Unter der Front.“

Südlich von Ratan werfen wir den Anker in einer recht offenen Bucht, aber der stramme West macht das möglich. Eigentlich wollten wir uns in eine geschlossenere Bucht eine halbe Seemeile weiter nördlich reinfummeln, aber es ist schon zu dämmerig dafür, deswegen wählen wir die einfachere und sicherere, aber auch offenere Variante.

„Endlich liegen wir südlich von Ratan mehr oder weniger komfortabel vor Anker.“

„Endlich liegen wir südlich von Ratan mehr oder weniger komfortabel vor Anker.“

Das Wetter wird in den nächsten Tagen definitiv nicht besser. Zwei dicke Tiefs sollen sich ab Mitte der nächsten Woche hier mit viel Südwind vergnügen. Deswegen müssen wir nun ordentlich Süd machen, solange das noch geht.

„Am nächsten Tag ein ewiges Auf und Ab.“

„Am nächsten Tag ein ewiges Auf und Ab.“

„Und ein Schauer jagt den nächsten.“

„Und ein Schauer jagt den nächsten.“

„Aber die Sonne ist nicht ganz weg… und zaubert uns einen Regenbogen.“

„Aber die Sonne ist nicht ganz weg… und zaubert uns einen Regenbogen.“

Von Ratan gehen wir in eine Bucht südlich von Umeå und von dort aus nach Nörrbyskär. Auf dem Trip nach Nörrbyskär haben wir schon einen ruppigen Südwest und es dauert, bis wir den passenden Wendepunkt erreicht haben, um Nörrbyskär nach Westen hin anlaufen zu können.

„Wetterbesserung kurz vor Umeå.“

„Wetterbesserung kurz vor Umeå.“

„Meeresansichten...“

„Meeresansichten…“

„In der Ankerbucht südlich von Umeå.“

„In der Ankerbucht südlich von Umeå.“

„Und weil es dort so hübsch ist, steht auch ein Wochenendhäuschen neben dem anderen.“

„Und weil es dort so hübsch ist, steht auch ein Wochenendhäuschen neben dem anderen.“

„Es wird herbstlicher….“

„Es wird herbstlicher….“

Da Nörrbyskär genau in Nordsüdausrichtung liegt und die Gästepier auf der Westseite der Schäre ist, ist auf Nörrbyskär generell jeder Wind aus den westlichen 180 Grad der Windrose irgendwie blöd. Als wir ankommen, steht schon ein häßlicher Schwabbelschwell vor der alten Pier und es ist sofort klar, dass wir dort auf keinen Fall festmachen wollen. Da wir uns ja schon den ganzen Tag mit diesem Südwest herumgeschlagen haben, hatten wir das schon befürchtet. Außerdem gibt es den Schwimmsteg neben der alten Pier nur noch im Hafenhandbuch, vor Nörrbyskär selbst sind davon nur noch einige Mooringtonnen übrig geblieben, die nun unmotiviert vor der Schäre, aber ohne ihren Steg herumdümpeln.

„Die Pier von Nörrbyskär...“

„Die Pier von Nörrbyskär…“

Alles in allem ist das schon etwas blöd, denn Alternativen sind hier leider recht rar gesät. Wir brauchen aber eine vernünftige Liegemöglichkeit, weil es ja morgen ziemlich kräftig aus Süden blasen soll. Allerdings formt die südliche Insel von Nörrbyskär einen kleinen, nur nach Norden geöffneten Haken aus. In dieser Bucht könnten wir auch ankern und wenn dann auch der Anker noch schön hält, dann können wir dort auch bei mehr Wind bleiben. Als wir näher kommen, sehen wir einige Moorings vor einem Schwimmsteg kurz unterhalb der Spitze des westlichen Felshakens. Davon steht weder in den Seekarten noch in unseren Hafenhandbüchern etwas. Egal, wir fahren näher ran und begutachten die ganze Geschichte, um dann auf der Nordseite des Schwimmstegs längsseits zu gehen, denn die Moorings liegen nur auf der Südseite. Wir sind die einzigen hier und machen erst einmal einen Erkundungsrundgang. An einem Baum hängt ein farbiger Ausdruck des schwedischen Gästhamn-Symbols und es gibt einige Bänke, einen Grillplatz und ein Trockenklo. Es ist traumhaft schön hier und zudem liegen wir hier hinter dem hohen Felsen auch bei heftigem Südwind wie in Abrahams Schoß.

„Traumanleger!“

„Traumanleger!“

Abends grillen wir in den Sundowner hinein und sitzen noch lange oben auf dem Felsen. Wunderbarer kann eigentlich ein Segeltag in den Schären gar nicht ausklingen. Und wir verschicken schnell noch einige Neidisch-mach-Photos ?.

„Nach dem Grillen spürt Astrid neue ungeahnte Kräfte und dreht den Festmacherring mal eben aus dem Felsen.“

„Nach dem Grillen spürt Astrid neue ungeahnte Kräfte und dreht den Festmacherring mal eben aus dem Felsen.“

„Grillplatz-Sundowner“

„Grillplatz-Sundowner“

„Abendstimmung von Nörrbyskär“

„Abendstimmung von Nörrbyskär“

Am nächsten Tag kommen noch zwei schwedische Segler und beide sind ebenso überrascht wie wir, dass es hier nun diese Liegemöglichkeit gibt. Das scheint wirklich alles erst recht neu eingerichtet worden zu sein, obwohl die Anlage selbst nicht so nagelneu aussieht.

„Die südliche Bucht von Nörrbyskär und die alten, schon längst verfallenen Kaianlagen des Sägewerks.“

„Die südliche Bucht von Nörrbyskär und die alten, schon längst verfallenen Kaianlagen des Sägewerks.“

Auf allen Insel von Nörrbyskär stand früher einmal das größte Sägewerk Europas. Und dieses Sägewerk stand hier nicht einfach so auf den Inseln, es war diese Inseln! Es ist unglaublich, wie anders das früher hier einmal aussah, fast jeder Quadratmeter der Inseln war Sägewerk. Um uns den Weg ganz unten um die Insel herum abzukürzen, fahren wir mit dem Gummiboot über die Bucht und laufen dann durch die alten Anlagen, die schon längst von dem üppig wuchernden Wald zurückerobert worden sind.

„Die alten Arbeiterhäuser sind nun in privater Hand und werden auch teilweise als Ferienhäuser vermietet.“

„Die alten Arbeiterhäuser sind nun in privater Hand und werden auch teilweise als Ferienhäuser vermietet.“

„Im Museum gibt es nicht nur alte Maschinen, sonder auch Zimtschnecken ?.“

„Im Museum gibt es nicht nur alte Maschinen, sonder auch Zimtschnecken ?.“

Aber auf Nörrbyskär gibt es ein Museum und an vielen Stellen stehen Tafeln, die einen Eindruck vermitteln, wie das hier bis 1962 aussah, als das Werk aufgegeben wurde. Das, was man heute von der Insel sieht, ist so vollkommen anders, als das, wie es damals einmal war, dass es sich einfach nicht beschreiben läßt. Nur die alten Arbeiterhäuser, das Hotel, die Villa des Managers, einige Verwaltungs- und Werkstattgebäude und die alte Holzkegelbahn stehen noch. In jedem Fall ist Nörrbyskär unbedingt einen Stopp wert, schon allein, um mal einen Eindruck zu bekommen, wie Holzindustrie früher einmal war. In Vaasa hatten uns unsere schwedischen Nachbarn einen Besuch von Nörrbyskär empfohlen und die Schäre mit „It’s really very special!“ beschrieben. Ich glaube, das trifft den Kern der Sache wirklich sehr gut.

„Für die »Kleinen« wurden am Museum das Dorf und das Sägewerk als Spielplatz in »mini« nachgebaut. Hier haben die Erwachsenen freien Eintritt, nur die Kinder zahlen etwas ?. Das ist ja auch mal was!“

„Für die »Kleinen« wurden am Museum das Dorf und das Sägewerk als Spielplatz in »mini« nachgebaut. Hier haben die Erwachsenen freien Eintritt, nur die Kinder zahlen etwas ?. Das ist ja auch mal was!“

„Die alte Holzkegelbahn und die Managervilla, die heute ein Hotel mit Restaurant ist.“

„Die alte Holzkegelbahn und die Managervilla, die heute ein Hotel mit Restaurant ist.“

„Die Pier von Nörrbyskär; rechts: mehrere Holzkähne rotten so langsam vor sich hin.“

„Die Pier von Nörrbyskär; rechts: mehrere Holzkähne rotten so langsam vor sich hin.“

Weil es auf Nörrbyskärr so schön ist und es auch wie angekündigt ganz ordentlich aus Süden zu wehen beginnt, bleiben wir einfach da und entspannen. Doch plötzlich klopft aber unser einer schwedischer Nachbar an die PINCOYA und an das Schiff des Schweden gegenüber. Auf der anderen Seite der Bucht saust ein kleines Motorboot in einem Affenzahn immer im Kreis herum. Mit dem Fernglas können wir niemanden in dem Boot entdecken. In jedem Fall ist das aber nicht normal und während der eine Schwede die Rescue anruft, springen Astrid und ich in unser Gummiboot, dass Gott sei Dank noch startbereit am Heck der PINCOYA liegt. Irgendetwas ist da drüben passiert. Mit dem Fernglas sehen wir eine Gestalt am Ufer, wissen aber nicht, ob die etwas damit zu tun hat. Als wir halb über die Bucht sind, ist die Gestalt verschwunden und das offene Motorboot jagt immer noch im Kreis herum. Zu sehen ist in dem Boot niemand. Wir dachten schon an Herzinfarkt, Schlaganfall oder ähnliches. Aber da liegt auch keiner drin. Rund um das herumrasende Boot ist auch niemand im Wasser zu sehen. Und am Ufer ist nun auch keiner mehr. Nur das Boot zieht unverdrossen seine Kreise. Vorsichtig nähern wir uns, wenn das Geisterschiff uns in voller Fahrt rammt, haben wir auch ein Problem. Der Außenborder hat 10 PS und jault nahezu auf Vollgas. Wir fahren vorsichtig von Lee näher heran und wir haben einen Plan. Wir wollen eine Schwimmleine so in die Kreise des Bootes werfen, dass die Schwimmleine sich in die Schraube zieht und den Motor abwürgt oder im schlechtesten Fall für kurze Zeit so verlangsamt, dass mich Astrid absetzen kann. Als wir so dicht dran sind, dass ich werfen kann, geht der Motor plötzlich aus. Warum, wissen wir bis jetzt nicht, aber egal. Geistesgegenwärtig gibt Astrid Gas und ich springe rüber und ziehe den Notaus. Geschafft! Nun ist erst einmal Ruhe. Ich rudere das ziemlich große Boot zum nächsten Steg und als wir es vertäuen, hören wir schon den Heli der Rescue. In einem Affenzahn dreht der über die Bäume auf uns zu, nimmt aber wohl an, dass wir nicht das Rettungsobjekt sind, dreht ab und sucht weiter. Leider haben wir in unserer Eile unsere Handfunke vergessen, sonst hätten wir mit dem Hubschrauber sprechen können. Aber unsere schwedischen Nachbarn machen das offensichtlich, denn der Heli kommt zurück und zieht über uns sein Kreise. Das ist schon ein komisches Gefühl. Da wir keine Verständigungsmöglichkeit haben und wir auch niemanden zum Retten im Wasser ausmachen können und wohl auch von oben keine zu rettende Person auszumachen ist, fahren wir erst einmal zurück, während der Hubschrauber weiter seine Kreise zieht. Als wir wieder auf der PINCOYA sind, kommen noch zwei kleine Rescue-Boote und der Heli versucht kurzzeitig, auf unserer Schäre zu landen, bricht dann aber doch ab.

„Die Rescue versucht, auf unserer Grill-Schäre zu landen.“

„Die Rescue versucht, auf unserer Grill-Schäre zu landen.“

Nach einiger Zeit ist dann auch klar, was passiert ist, denn die Rescue findet den Fahrer des Bootes im Haus seiner Eltern. Er ist beim Starten des Motors ausgerutscht und über Bord gefallen und die laufende Schraube hat ihm seine Wange aufgerissen. Trotzdem hat er es geschafft, an Land zu schwimmen und bis zum Haus seiner Eltern zu kommen. Er hat richtig viel Glück gehabt. Und abends kommt noch seine immer noch sehr erschütterte Mutter und bedankt sich bei uns, aber so richtig viel haben wir ja gar nicht gemacht, wir haben ja mit viel Glück nur das wild gewordene Motorboot wieder eingefangen.

„Suche, ob es doch noch im Wasser befindliche Personen gibt.“

„Suche, ob es doch noch im Wasser befindliche Personen gibt.“


Stationen:

04.08. Valassaaret (FIN) -> Byviken (auf Holmön) (S) 30,4 sm: 63° 48′ 16,8″ N, 20° 52′ 08,5″ E

05.08. Byviken (auf Holmön) -> südl. Ratan (S) (A) 39,5 sm: 63° 58′ 13,5″ N, 20° 52′ 12,5″ E

06.08. südl. Ratan (A) -> südl. Umeå bei Tarv (S) (A) 35,3 sm: 63° 39′ 37,2″ N, 20° 16′ 27,1″ E

07.08. südl. Umeå bei Tarv (A) -> Nörrbyskär (S) 23,5 sm: 63° 32′ 55,7″ N, 19° 52′ 03,8″ E

08.08. Nörrbyskär (S): 63° 32′ 55,7″ N, 19° 52′ 03,8″ E