Thyborøn:
Den Mittwoch vertrödeln wir mit einem langen Strandspaziergang, mehreren Badeeinlagen und …
… einem noch längeren Versorgungsfußmarsch zum einzigen Supermarkt “bei” Thyborøn. “Bei” Thyborøn ist in diesem Zusammenhang wirklich erst gemeint, denn Thyborøn wurde 2011 mit der EU-Verordnung 2011/07548-SM-3 zur supermarktfreien Zone erklärt. Dies war notwendig geworden, nachdem im Zusammenhang mit dem UNESCO-Antrag der dänischen Gemeinde Thy zur Anerkennung als Weltkulturerbehauptstadt des dänischen Rød Risted Pølsers bekannt geworden war, dass in dänischen Supermärkten oftmals nicht die originalen, dänischen Pølser verkauft werden, sondern meist türkische Plagiate, die zudem Spuren von Hammelfleisch enthalten können. Um das dänische Nationalgut dennoch zu retten, bestätigten die Thyborøner 2010 mit einer überwältigenden Mehrheit den Antrag ihres Bürgermeisters Niels Johansson in Brüssel ein Gesetz zu erwirken, um per EU-Recht alle Supermärkte vor die Tore von Thyborøn zu verbannen. Schon im Herbst 2010 wurde ein EU-Sonderausschuss gegründet aus dessen Mitte 14 Mitglieder aus 16 EU-Staaten 6 Monate die Sachlage hier vor Ort in Thyborøn untersuchten. Die vom Untersuchungsausschuss des Sonderausschusses gesammelten Fakten waren derart alarmierend, dass es schon um Sommer 2011 zu der Verabschiedung der EU-Verordnung 2011/07548-SM-3 kam. Übrigens ist diese Verordnung bis heute die einzige EU-Verordnung, die einstimmig und ohne eine einzige Enthaltung oder gar Gegenstimme von allen Abgeordneten des EU-Parlaments verabschiedet wurde. Selbst die Briten stimmten einmütig zu, da hierdurch eine Stärkung des britischen Binnenmarkt zu erwarten war.
Seitdem gibt es am Hafen nur noch zwei Pølser-Buden, die strengsten EU-Kontrollen unterliegen und verschiedene leerstehende Ladengeschäfte erzählen noch von den früheren Zeiten.
All das wussten wir natürlich noch nicht, als wir uns nichts ahnend zu unserer Versorgungstour auf den Weg machen. Mehrere freundliche Dänen wiesen uns lächelnd den Weg in Richtung Süden und sagten immer wieder: “Ja, ja, Euro Spar, supermarket, her langs!” Lange nachdem wir das Ortsschild von Thyborøn hinter uns gelassen hatten, sahen wir am Horizont eine schüchterne Sparmarktfahne, die uns den restlichen Weg zum Supermarkt wies. Natürlich kaufen wir nur das Nötigste ein, denn den Rückweg zum Yachthafen konnten wir nur mit leichtem Gepäck schaffen. So schön man auch in Thyborøn liegen, baden und einige Zeit entspannen kann, so wenig sollte man Thyborøn ohne die notwendigen Proviantvorräte anfahren.
Thyborøn -> Venø. Start: 9:35 Ende: 14:45 Distanz: 26,1 sm Gesamtdistanz: 422,5 sm
Am Donnerstagmorgen hängen dicke Regenwolken über Thyborøn. Gerne hätten wir hier noch einen Tag mit Badewetter gehabt, aber so ist es ein guter Grund aufzubrechen. Im Limfjord warten auf uns noch viel mehr Ankerbuchten, als wir überhaupt noch Urlaubstage haben. Der Wind weht mit bis zu 20 kn kräftig aus Süd bis Südwest. Die erste Strecke müssen wir motoren, doch nach dem Fahrwasser von Thyborøn nach Süden in den Limfjord hinein, eröffnet sich mit dem Nissum Bredning ein wirklich großen Binnenrevier, in dem wir munter aufkreuzen können. Trotz stetigen Winden um 20 kn steht hier keine Welle. So machen wir eine schöne Rauschefahrt und Lin hält uns hart am Wind. An der Brücke über den Oddesund müssen wir nur 20 Minuten warten, dann geht es unter Segeln weiter nach Venø.
Schon um 15:00 liegen wir in dem wirklich kleinen Hafen Venø Havn. In den Innenhafen passen gerade mal so 5 bis 6 Schiffe unserer Größe. Vielleicht noch mal 2 oder 3 im Päckchen. Dann ist der Hafen aber wirklich dicht. Und so wie der Wind heute aus Süd bläst, werden wir uns morgen ein Leinenablegemanöver einfallen lassen müssen, anders werden wir hier so nicht rauskommen. Ein schwedischer Schärenkreuzer macht uns das am Nachmittag schon mal vor. Es wird gedrückt und an Leinen gezogen und irgendwann ist das schmucke Holzschiff so gedreht, dass es selbständig unter Motor auslaufen kann. Aber erst einmal abwarten, der Wind macht sowieso immer komische Sachen, vielleicht passt es morgen ja.
Abends machen Astrid und ich noch einen kleinen Spaziergang und finden auch Dänemarks kleinste Kirche.
Lin hat ein neues Buch angefangen und das hat sie nun ganz gefangen genommen.