Bis wann hatten wir eigentlich noch gleich unseren Winterliegeplatz?
Ende März! Der Winter ist vorbei und wir müssen spätestens in einer Woche umlegen. Runter von unserem Winterliegeplatz und rüber auf unseren Sommerliegeplatz, den wir hier im Jaich auch noch bis Ende Mai haben.
Wo ist eigentlich der Winter mit all seinen langen Bastelwochenenden geblieben? Irgendwie muss er heimlich verpufft sein. Ende Oktober letzten Jahres lag noch eine gähnend leere Wintersaison vor uns, deren Wochenenden förmlich nach einer langen Bastelliste schrieen. Und nun ist die Bastelliste immer noch ganz ansehnlich, aber der Winter ist schon wieder vorbei.
Der Radar, das elektrische Ventil für den Autopiloten, die Zuluftumlegung für die Heizung, der WLAN-Booster und jede Menge Kleinkram sind schon eine ganz ordentliche Bastelausbeute, aber als Großbaustelle wartet immer noch der Tagestank auf seine Bestellung und – noch schlimmer – auch auf seinen Einbau. Wir haben noch 2 Monate, dann geht es los. Und diese 2 Monate werden wohl alles andere als langweilig werden.
Doch nun wird es erstmal wieder etwas »luftiger« in, auf und um die PINCOYA herum. So wie man einwintert, muss man auch wieder »ausfrühlingen«. Was, um ehrlich zu sein, auch viel mehr Spaß macht. Innen verschwinden nicht nur alle Einwinterungsgeschichten, auch das Gesamtchaos des Radareinbaus beginnt sich langsam zu lichten. Und auf der PINCOYA verschwinden die Planen. Zusammen mit dem echten Frühlingserwachen im Hafen beschleunigt die rundherum planenlose, endlich wiedergewonnene Freiheit unsere Frühlingsstimmung mit einem Extra-Boost ☀️?.
Die Enge des Winters beginnt zusammen mit all dem Gedöns, das seit Anfang November fest zu unserem Winterleben gehörte, zu weichen. Der Kompressor zum Ausblasen der Wasserleitungen verschwindet als erstes in Henry. Dicht gefolgt von dem Glykol-Kanister und den Planen. Boah, was ist das für eine Befreiung ohne die Planen und Abspannungen! Ganz begeistert drehe ich erstmal 3 aufrechte (!!!) Runden vom Cockpit auf’s Vorschiff und zurück. Wir haben schon fast wieder ein richtiges Schiff! Wer aber glaubt, dass Planen irgendwie vor Dreck schützen, der kann das gleich mal vergessen. Die PINCOYA sieht schlimm aus. Alles ist mit einer dicken Dreckschicht überzogen. Auch das Teakdeck sieht furchtbar aus, anders kann man es wirklich nicht sagen. Es gleicht eher einem grünen Moosgärtlein, vielleicht hätten wir doch vor dem Abplanen das Teakdeck noch prophylaktisch mit Boracol behandeln sollen. Da haben wir jetzt noch richtig was zu tun, so glänzend wie sonst, wenn wir aus der Halle kommen, beginnt die Saison bestimmt nicht.
Unter Deck wirbelt die Capitana, während ich noch schnell das Kabel für den Außenlautsprecher der Funke verlege. Ja ja, “nochmal eben schnell”, ein Kommentar erübrigt sich! Nachdem Astrid alle Seeventile von den Wärmekabeln befreit und alle Thermostate, 3er-Steckdosen und Verlängerungskabel eingesammelt hat, lassen sich nun auch wieder die Schranktüren in Bad und Pantry schließen. Ein verschwundener Kabelsalat zusammen mit geschlossenen Unterschranktüren ist ein echter Quantensprung der Ordnung unter Deck. Und dazu noch ein wenigstens nach oben hin freies Cockpit in der Frühlingssonne, das ist eine Offenbarung. Mit etwas Räumerei finden wir auch zwischen all dem Werkzeug, das der Schiffsjunge immer wieder in Windeseile im Cockpit verteilen kann, ab und zu auch mal ein Plätzchen für eine Kaffeepause. Einiges ist noch zu tun, aber …. die Saison hat definitiv begonnen!
in Bremerhaven im Jaich
53° 32′ 52,6″ N, 08° 34′ 11,6″ E