Es hätte wirklich etwas wärmer sein dürfen


BHV Neuer Hafen -> BHV Fischereihafen Start: 13:00 Ende: 15:00 Wind: NW 15 (20) Distanz: 3,2 sm Gesamtdistanz: 3,2 sm

„vom Neuer Hafen -> in den Fischereihafen“

„vom Neuer Hafen -> in den Fischereihafen“

In der Nacht zu Freitag werden wir immer wieder von halbstarken Schauerböen geweckt. Das Platschen des Regens geht im Pfeifen des Windes unter. Gegen 2:00 stopfe ich mir Ohropax in die Ohren, ich will das alles nicht mehr hören.
Und siehe da, es hilft! Gegen Morgen beruhigt sich das Ganze und ab und zu kommt sogar die Sonne schüchtern raus. Unser Wecker klingelt um 7:00, denn um 13:30 wollen wir in den Fischereihafen einschleusen. 13:30 passt auch ganz gut, denn dann ist mehr oder weniger Stillwasser. Hohes Stillwasser. In den Fischereihafen wird immer um 30 eingeschleust und ausgeschleust wird um 00. Aber bis dahin ist noch einiges zu tun.

Nachdem wir unseren neuen Tagestank eingebaut haben, ist heute sozusagen die Jungfernfahrt. Und wenn es dann zum Stillwasser nicht ganz so dolle strömt, ist uns das schon ganz recht. Aber so ganz ohne Backup wollen wir dann doch nicht los. Deswegen haben wir das Groß und die Fock mitgebracht. Sicher ist sicher. Falls uns der Motor doch verlassen sollte, könnten wir mit dem kräftigen Nordwest unter Segeln etwas in die Weser reinfahren, um dort dann auf einer der Reeden den Anker zu werfen. Das würde uns die Möglichkeit geben, uns selbst zu helfen oder eben Schlepphilfe anzufordern. In jedem Fall macht ein guter Plan immer auch ein gutes Gefühl, da man eben nicht ganz planlos ist.

Natürlich haben wir alles mehr als einmal gecheckt und der Motor ist mit dem Tagestank auch schon fast zwei Stunde gelaufen. Und seitdem wir auch alle Filter getauscht haben und unser alter MD22 aus dem Tagestank nur noch den reinsten Diesel schlürfen darf, springt er auch an, wie ein junger in seinen besten Jahren. Als ob er es gar nicht erwarten kann, noch einen Schlückchen von diesem köstlich, reinen Dieseldestillat zu bekommen.

Gott sei Dank ist unser Sommerliegeplatz hier »im-jaich« günstig nach Nordwest ausgerichtet, da gestaltet sich das Anschlagen der Segel bei dem Wind einfach, auch wenn immer wieder kräftige Böen an uns herumzerren. Gegen 11:30 sind wir fertig und wir könnten eigentlich raus, aber die Tide gönnt einem manchmal eben auch ein Extrapäuschen. Mit gemischten Gefühlen beobachten wir allerdings das Wetter. Es ist wirklich durchwachsen, hoffentlich erwischt uns nicht eine dieser Schauerböen. Auf viel Wind stehen wir gerade nicht so sehr und auf viel Wind mit Regen schon mal gar nicht. Um 12:30 rufen wir dann die Schleuse vom Neuen Hafen. Zurzeit ist nichts los und wir sollen einfach mal rumkommen, dann lässt er uns raus.

„Boah, echt voll die Nordsee. Die ist ja fast am Überlaufen!“

„Boah, echt voll die Nordsee. Die ist ja fast am Überlaufen!“

Schleppend langsam fahren wir durch den Hafen. Auf der Schraube muss es von Pocken nur so wimmeln, die dort eine Schraubenkarussellpockenparty feiern. Irgendwie will die PINCOYA gar nicht richtig beschleunigen, alles geht so behäbig und langsam. Ein Blick auf die Logge zeigt 5,5 Knoten, eigentlich reicht das ja auch für den Hafen. Nur ganz kurz huscht ein kleiner Gedanke an die ersten Fahrten der vergangenen Jahre durch meinen Kopf. Die war immer alle irgendwie langsam und schleppend. Aber diesmal ist es definitiv schlimmer, die Pockenparty auf der Schraube muss Festivalausmaße angenommen haben! Und bevor ich mit dem Denken so richtig fertig bin, schaltet auch schon die Sportbootschleuse auf grün und wir sind drin und auch schon wieder draußen. Weil Springhochwasser ist, werden wir sogar fast 75 cm hochgeschleust. Ein komisches Gefühl, wir sind wieder draußen auf der echten See. Das ist lange her.

„Wieder auf dem großen Meer!“

„Wieder auf dem großen Meer!“

Draußen steht eine moderate Windwelle, aber es strömt nur noch etwas. Viel zu früh sind wir vor der Schleuse zum Fischereihafen. Der kräftige Nordwest bläst uns in das Becken vor der Schleuse und dort körseln wir nun noch gut 20 Minuten vor uns hin. Immer wieder lauschen wir auf den Motor, aber der erfreut sich bester Gesundheit. Trotzdem versuchen wir uns immer so zu halten, dass wir noch unter Segeln wieder nach draußen abhauen können. Und dann müssen wir noch etwas länger warten, denn vor uns kommt noch ein Binnenschiffer rein, die Kaddy.

„In der Schleuse zum Fischereihafen“

„In der Schleuse zum Fischereihafen“

Viel Platz ist hinter der Kaddy nicht mehr und wir kuscheln uns an ihr Heck. Der Kaddy-Skipper ist einer der handfesten, aber äußerst freundlichen Sorte. Er sagt uns über Funk an, wann seine Schraube steht und wir reinkommen können. Dann kommt er zu uns nach hinten. Wir sollten uns mal keine Sorge wegen seines Schraubenwassers machen, wenn er ausfährt, er würde sich nur mit dem Bugstrahl rausziehen. Echt freundlich, aber wie das mit dem Bugstrahl funktioniert, ist uns nicht ganz klar, aber es funktioniert. Ganz sachte und ohne Heckschraube zieht er sich aus der Schleuse.

„Im Fischereihafen“

„Im Fischereihafen“

Um kurz nach zwei sind wir bei Inselmann unterm Kran, aber es dauert noch etwas, bis wir tatsächlich gekrant werden können. Als wir am Kran hängen, ist die Überraschung groß. Unser Unterwasserschiff sieht hervorragend aus und auf der Schraube haben sich nur wenige Pocken zur Party versammelt. Das ist der Hammer!

„Und schon ist sie draußen und schwimmt nicht mehr.“

„Und schon ist sie draußen und schwimmt nicht mehr.“

„Echt fast blitzeblank.“

„Echt fast blitzeblank.“

Bis wir auf unserem Platz bei Inselmann stehen, der dann ja unser Arbeitsplatz über das ganze Wochenende sein soll, dauert es noch etwas. So kommt eines unserer neuen Klappräder gleich mal zum Einsatz und ich hole auch Henry samt Anhänger und Ankerkette in den Fischereihafen.

„Die PINCOYA wird nur noch mit dem Hochdruckreiniger gewaschen.“

„Die PINCOYA wird nur noch mit dem Hochdruckreiniger gewaschen.“

„Unser Arbeitsplatz übers Wochenende. Hoch und trocken.“

„Unser Arbeitsplatz übers Wochenende. Hoch und trocken.“

Bis zum Einbruch der Dämmerung schrubben wir noch den Wasserpass, der ist über den Winter durch das Hafenwasser ganz schön schmuddelig geworden. Und dann gibt es hoch und trocken ein Feierabendbier, zu dem es eigentlich viel zu kalt ist. Glühwein wäre passender, aber den gibt es schon seit Monaten nicht mehr, weil alle Welt glaubt, dass im Mai schon Sommer ist.


in Bremerhaven im Fischereihafen
53° 31′ 25,5″ N, 08° 34′ 25,9″ E