Le Havre -> Honfleur Start: 9:10 Ende: 12:45 Wind: ~W 12 – 4 kn Distanz: 16,7 sm Gesamtdistanz: 634,4 sm
14 Hafentage sind nun auch genug. Es zieht uns weiter. Doch so richtig weit soll es zunächst gar nicht gehen. Unser nächstes Ziel ist Honfleur, ein altes, malerisches Hafenstädtchen mit einiger künstlerischer Tradition. Hier steht unter anderem die Wiege des Impressonismus, Boudin wurde hier geboren und Cézanne, Monet, Renoir und viele andere berühmte Maler kamen hierher, um zu malen und sich auszutauschen.
Das alte Vieux-Hafenbecken im Zentrum ist gesäumt von Handels- und Stadthäusern aus dem 16ten bis 18ten Jahrhundert, aber ganz Honfleur ist eine einzige, prächtige Altstadt mit Fachwerkhäusern und Gassen, in denen sich viele Jahrhunderte widerspiegeln. Strategisch und als Handelsplatz war Honfleur nie so richtig bedeutend, was vielleicht auch ein Glück war, denn so konnte sich Honfleur sein pittoreskes Ambiente und einzigartiges Flair bewahren.
Navigatorisch ist Honfleur nicht besonders schwierig anzulaufen. Vor dem Hafen gibt es eine Schleuse, vor der es nur zu Springniedrigwasser etwas flach wird. Allerdings läuft in der Seinemündung ein beträchtlicher Strom, was die Einfahrt schwierig machen kann. Deswegen kalkulieren wir so, dass wir »gegen Hochwasser« vor Honfleur eintreffen. Luftlinie ist Honfleur nur gut 7 sm von Le Havre entfernt, aber in der Seinemündung liegen ausgedehnte Sände, die durchaus auch mal gerne trocken fallen. Auf dem Rückweg von unserer D-Day-Tour konnten wie die schon sehen, als wir über die Pont du Normandie fuhren. Die für die Großschifffahrt schiffbare Rinne der Seine ist erstaunlich schmal, und wir müssen von Le Havre aus einen ziemlich großen Bogen fahren, um uns dort einzufädeln. Die Sportschifffahrt muss sich im Norden der Rinne halten, dort ist hinter den Tonnen auch bei Niedrigwasser noch etwas Platz und vor allem auch genügend Wasser für die Kleinen. Im Süden der Rinne kommt sofort der Damm, der zu Niedrigwasser trockenfällt, aber auch zu Hochwasser nicht einfach überfahren werden kann.
Leider mault der Wind am Freitag nur lustlos aus westlichen Richtungen vor sich hin und ist sehr unstet. Da wir ca. eine Stunde vor Hochwasser vor Honfleur sein wollen, müssen wir bei noch kräftig auflaufendem Wasser in Le Havre starten. Der Weg um die Sände herum ist mit gut 15 sm immerhin fast doppelt so lang wie der direkte. Der maulige Wind und das auflaufende Wasser machen es uns nicht ganz leicht, die Kurve um die Sände in das Seinefahrwasser zu kriegen. Und als wir dann endlich ins Seinefahrwasser abbiegen können, schläft der Wind ganz ein. Also brummen wir mit Motor bis zur Schleuse von Honfleur. Dort kommen wir auch pünktlich zum »freeflow« an, d.h. beide Schleusentore sind geöffnet und wir können einfach durch. »Freeflow« gibt’s in den Häfen mit Schleuse meist immer irgendwie um die Hochwasserzeit, wenn soviel Wasser vor dem Hafen steht, dass das minimale Hafenniveau erreicht oder überschritten ist. Die konkreten Zeiten dazu holt man sich am besten über das Internet. Der Reeds nennt zwar auch Zeiten, aber das sind eher Anhaltspunkte, denn die Tiden laufen ja unterschiedlich hoch auf.
Um in den inneren Hafen, das Vieux-Becken, einfahren zu können, muss man noch durch eine Klappbrücke. Aber die öffnet nur einige Male am Vormittag und am Nachmittag und macht mittags gleich schon mal für 3 Stunden Pause. Da wir genau zum Mittag ankommen, machen wir am äußeren Ponton fest und gehen Baguette für ein verspätetes Frühstück kaufen. Rund um das Vieux-Becken ist der Teufel los und wir beschließen spontan, draußen an dem Ponton zu bleiben. Fast rund um das Hafenbecken sind Restaurants und Bars und man liegt wie auf dem Präsentierteller direkt davor und darunter. Draußen ist es zwar auch nicht ruhig, aber im Vergleich zu drinnen liegen wir dort wie im Garten Eden der glückseligen Ruhe.
Keine Frage, Honfleur ist hübsch und macht auch richtig was her. Und es ist auch keine Frage, dass Honfleur einen Besuch lohnt. Geht man vom zentral liegenden Hafenbecken etwas weiter durch die Gassen, reißt auch der Touristenstrom abrupt ab und man ist unversehens fast allein. Aber rund um das innere Becken ist es schon hart, so hübsch die Kulisse auch ist. Da muss man schon ein hartgesottener Pauschalkreuzfahrer sein, um daran seinen Gefallen zu finden.
Leider machen wir aufgrund der Wetterprognosen wieder den Fehler, gleich für 3 Tage zu buchen. Erstens kommt genau dann das Wetter doch anders und zweitens reichen auch 2 Tage für Honfleur. Speziell, wenn man bedenkt, dass eine Nacht mit schlappen 38 € zu Buche schlägt. Da hätten wir lieber gleich Deauville einplanen sollen, aber hinterher ist man immer schlauer.
Honfleur -> Deauville Start: 13:25 Ende: 16:10 Wind: N 4 – 17 kn Distanz: 13,5 sm Gesamtdistanz: 647,9 sm
Obwohl wir eigentlich geplant hatten, gleich über Nacht nach Saint-Vaast-la-Hougue durchzufahren, steuern wir nun doch erst einmal Deauville an. Dem Nordost, der uns flott entlang der Küste der Normandie nach Westen hätte bringen sollen, ist unerwartet die Puste ausgegangen. Dafür ist es heiß und windstill. Über Frankreich macht sich ein fettes Hoch breit, dass alle bisherigen Temperaturrekorde brechen soll. Gott sei Dank sind wir an der Küste, hier weht zwar auch nicht gerade ein kühles Lüftchen, aber von Rekordtemperaturen um die 40° sind wir weit entfernt.
Da es nahezu windstill ist, als wir aufbrechen, stellen wir uns auf 2 1/2 Stunden Motorfahrt ein. Die Anfahrt nach Deauville will auch wieder gut geplant sein, denn vor Deauville fällt alles komplett trocken und nur noch das kleine Rinnsal der Touques läuft weiter in den Ärmelkanal ab.
Auf halbem Weg frischt es dann allerdings urplötzlich aus Norden auf. Von jetzt auf gleich haben wir gute 5 Beaufort. Einerseits ist das toll, denn wir können nun segeln, aber andererseits machen uns die satten 5 Beaufort aus Nord auch Sorge, denn der Reeds sagt, dass es ab eben dieser Windstärke und bei eben dieser Richtung durchaus unangenehm vor Deauville werden kann. Und da verspricht uns der Reeds auch nicht zu viel. Vielleicht sind wir als Ostseesegler ja auch einfach noch zu jammerig und einen französischen Tidenprofi erschüttert das alles gar nicht. Aber etwas weniger aufregend könnte eine Einfahrt schon sein, obwohl wir am Ende eigentlich ganz gut klarkommen.
Die Einfahrt nach Deauville wird von zwei Dämmen gesäumt und fällt eben, bis auf ein letztes Rinnsal, total trocken. Unser Ziel ist der äußere, an der Einfahrt gleich rechts liegende Yachthafen. Der hat eine Schleuse, die wir von Honfleur aus kommend nicht zur »freeflow«-Zeit schaffen können. In der Einfahrt hat der Nord auch schon für eine hässliche Welle gesorgt und wir sind nicht die Einzigen, die sich jetzt hier noch rein drängeln.
Als wir dann in der ohnehin schon schmalen Rinne einen Blick auf die nach rechts abzweigende Einfahrt zum äußeren Yachthafen werfen können, trauen wir unseren Augen nicht so recht. Da ist eine Fahrwasserbreite von vielleicht doppelter PINCOYA-Länge betonnt, in der sich schon ein Segler, mehrere Motorboote und etwa 6 Jetskis tummeln, denn die Schleuse ist natürlich geschlossen. Während ich irgendwie in diesem schmalen Hemd von Zufahrt versuche herumzukörseln, mir die auflandigen 18 Knoten Wind echt Probleme machen, ich kaum Fahrt in der PINCOYA zum Steuern halten kann und Astrid mir den nicht gerade blutdrucksenkenden Hinweis gibt, dass es gleich neben der Grünen echt flach wird, und bald mit + 4,3 Meter (!) trockenfällt, was mich zu der parallelen Mamutaufgabe bewegt, von unseren 5,8 m auf dem Echolot nun 4,3 m abzuziehen, fragt Astrid einen bedenklich nahe kommenden Motorbootfahrer, wann denn die Schleuse öffnet. Seine Antwort ist ernüchternd, und sein “Yes, it will open!” – ruft nun auch nicht gerade die Art von Tiefenentspannung in mir hervor, die ich gerade so dringend bräuchte, während uns die Jetskis mit offensichtlicher Freude wie Fliegen umschwirren. Gerade setze ich zu der nächsten Slim-turn-Pirouette an, da sehe ich im Augenwinkel, wie sich ein klitzekleiner, erlösender Spalt zwischen den Schleusentoren zeigt. Gott sei Dank! Sie gehen auf! Aber warum so langsam? Geht das nicht schneller? Der Wind drückt uns halbschräg in Richtung Mole und irgendwie auch in die Schleuse. Dann schwuppsen die Ersten rein und wir folgen. Der Wind drückt, aber Astrid erwischt eines der senkrechten Drahtseile. Senkrechte Drahtseile zum Festmachen!!! Wer hätte das gedacht? Keine Poller! Die Franzosen haben schon lustige Ideen!!! Aber Astrid schnappt sich eines dieser Drahtseile und kann auch noch unseren mittleren Festmacher irgendwie da herumzwirbeln, während mich der Radeffekt beim Aufstoppen in die falsche Richtung zieht, was wiederum dem achterlichen Wind gut gefällt, denn so hat er mehr Angriffsfläche. Aber Astrid hat fest und ich kann ordentlich Vorwärts geben und wieder rumziehen. Der kleinere andere Segler vor uns hat nicht so viel Glück, er liegt nun quer vor dem inneren Scheusentor. Aber auch das Problem ist lösbar. Der Jetskis-Instructor gibt eine Sondervorstellung und zieht ihn gegen den Wind wieder rum. Der kann das richtig mit seinem Jetski. Coole Sache! Der Segler wird zwar etwas nass, liegt dann aber wieder richtig. Dann gehen die inneren Tore auf und wir sind drin.
Also ehrlich, jeden Tag so eine Nummer verträgt mein Nervenkostüm nicht, das darf ruhig entspannter gehen.
Abends machen wir noch einen Stadtspaziergang. Eigentlich sind es ja gleich zwei, denn wir beginnen in Deauville, laufen über die Brücke nach Trouville, drehen eine Runde durch die City und über den Strand vor dem Casino und tuckern dann mit der letzten Fähre wieder zurück nach Deauville.
Sowohl Deauville als auch Trouville sind wirklich hübsche Städtchen und es fällt auf, dass bei vielen Neubauten um den Hafen herum offensichtlich sehr darauf geachtet wird, dass diese auch in das »alte Stadtbild« passen. Natürlich sieht man, dass es Neubauten sind, aber alte Architekturmerkmale werden aufgegriffen und so wirken die Neubauten integriert und nicht wie Fremdkörper.
Insgesamt machen die beiden Städte und speziell das Casino von Trouville direkt am Strand einen klassisch mondänen Eindruck. Das protzt so richtig und hier vibriert das Geld, dass verspielt wurde, ohne dass es irgendjemand irgendetwas ausmachte. Hier riecht es nach Geld, aber eher nach »altem« Geld. Und wer einmal in Westerland auf Sylt das Geld der Highsociety geschnuppert hat, der weiß, was ich meine. Deauville und Trouville sind klassisch altertümlich mondän, dagegen wirkt Westerland fast etwas billig. Aber das kommt eben auch nicht von ungefähr, denn Deauville, in dem in Sichtweite zu Trouville ein ebenso mondänes Casino steht, wurde 1859 vom Herzog Charles de Morny als »Königreich der Eleganz« für die Pariser Highsociety vollkommen neu geschaffen, nachdem er das Sumpfgelände vom Bürgermeister des damaligen Dosville gekauft hatte.
In Deauville bleiben wir nur eine Nacht. Noch nie wurde »Sehen und gesehen werden« größer geschrieben als in Deauville. Dies trifft zwar nicht direkt auf den Hafen zu, hier geht’s eher normal zu, aber die 41 € markieren unseren diesjährigen Highscore bei den Liegeplatzgebühren. Gestern waren wir ja »nur« in der City von Trouville, sozusagen der Schwesterstadt von Deauville auf der gegenüber liegenden Seite der Touques-Mündung. Aber Deauville toppt auf der nach oben offenen Chicky-Micky-Skala mit legendären Höchstwerten einfach alles! Der Ort selbst ist hübsch und die alten Villen sind echt der Hammer, aber die Dichte der nach sehr viel Geld riechenden Badestrand-Grillhähnchen mit hautkrebsverdächtiger Bräunung, Goldkettchen und einer Parfümwolke, die definitiv unters Betäubungsmittelgesetz fällt, ist schon irre.
Bevor wir zum frühen Nachmittag aufbrechen, drehen wir noch eine Runde durch die City und laufen dann am Strand zurück. Der Strand ist riesig, speziell bei Niedrigwasser, aber selbst dieser riesige Strand ist dicht bevölkert. Wer Ruhe oder gar Abgeschiedenheit sucht, ist in Deauville definitiv falsch.
Deauville -> Saint-Vaast-la-Hougue Start: 23:07. 14:25 Ende: 24.07. 0:55 Wind: SE – NNE 10 – 16 kn Distanz: 55,0 sm Gesamtdistanz: 702,9 sm
Pünktlich zum »freeflow« brechen wir dann auf. Es weht mäßig aus Südost und der Strom ist um diese Zeit noch gegen uns. Vor uns liegen mehr als 50 sm. Saint-Vaast-la-Hougue werden wir also in jedem Fall erst irgendwann in der Nacht erreichen. In dieser Nacht wird der Hafen von Saint-Vaast-la-Hougue zwischen 0:47 bis 5:34 geöffnet sein. Aber wir wissen noch nicht, ob wir dann auch wirklich reinfahren wollen, dass beschließen wir erst, wenn wir da sind. Vor Saint-Vaast-la-Hougue kann man auch ankern, aber auch das werden wir uns erst einmal ansehen. Wetter, Wind, Strom, Schwell und Sicht… alles zusammen macht dann unsere Entscheidung.
Der eher schwache Wind und der Gegenstrom lassen uns nur zögerlich vorankommen. Es ist unerträglich heiß. Unter Deck zeigt das Thermometer 36° und draußen in der Sonne geht man fast ein. Alle 30 Minuten duschen wir mit Seewasser, die Deckwaschpumpe haben wir zu einer Dusche umfunktioniert, denn in weiser Voraussicht haben wir uns genau dafür eine Gardena-Brause gekauft ?.
Urplötzlich ist dann auch der leichte Wind weg und eine bleierne See schwappt träge um uns herum. Die Gesamtwetterlage ist schwierig. Ein Hitzehoch heizt das Festland mit Rekordtemperaturen auf und irgendwo vor uns soll sich eine neue Hochdruckzelle bilden. In einige Modellen ausgeprägter, in anderen fast gar nicht. Mit dem verschwundenen Wind sind dann plötzlich aber auch Millionen von Fliegen da. Große und kleine. Uns ist nicht ganz klar, wo die mitten auf dem Wasser mit einem Mal herkommen. Sie scheinen in der windstillen Blase gefangen zu sein, denn als der Wind plötzlich aus Nordost auffrischt, sind sie ebenso schnell wieder verschwunden.
Der Nordost bringt etwas Abkühlung, aber die ist nur spürbar, wenn man auch fest daran glaubt. Mit dem aufkommenden Nordost kippt auch langsam der Strom und wir kommen flott voran. Genau vor uns bilden sich allerdings große, diesige Wolkenbänke. Sie sind noch weit entfernt am Horizont, doch sie wachsen schnell. Da die Wolkengebilde grundsätzlich nach Norden ziehen, können wir die erste Zelle mit einer kleinen Kursänderung nach Süd recht elegant umfahren. Das gelingt uns allerdings mit den nächsten Zellen nicht mehr. Zur einbrechenden Nacht bilden sich vor uns dicke Gewitterzellen, die es in sich haben. Der Wind frischt nur kurz etwas auf, bevor er dann fast einschläft. Doch das Blitzfeuerwerk sucht seines Gleichen. Mehr als 2 Stunden geht es zu wie in einer Techno-Disco. Ununterbrochen blitzt es. Teilweise hat man das Gefühl, in einem Dauerleuchten gefangen zu sein. Obwohl fast alle Blitze »nur« Wolkenblitze sind, macht das unser Gefühl auch nicht besser. Zusätzlich läuft nun eine 2m-Dünung ungünstig von achtern ein. Weiß der Geier, wo die so ohne Wind nun wieder herkommt. Die Segel schlagen wie blöde, also runter mit den Dingern und Motor an. Es ist stockfinster und die Blitze blenden regelrecht. Nachdem uns eine Gewitterzelle voll erwischt hat, manövieren wir uns mit etwas Glück genau zwischen den beiden nächsten dicken Dingern durch. Aber ordentlich nass werden wir trotzdem. Zwischen den Zellen suchen wir uns sternenklare Abschnitte und versuchen diese anzusteuern. Das gelingt auch erstaunlich gut und hinter uns sehen wir dann, wie dort die Post erst richtig abgeht. Glück gehabt, wir sind nur durch die Kinderstube der Gewitter gefahren. Als Halbstarke möchten wir die lieber gar nicht erleben.
Pünktlich zur Hafenöffnung kommen wir vor Saint-Vaast-la-Hougue an, aber wir hatten heute schon genug Abenteuer, da brauchen wir eine Nachteinfahrt in einen unbekannten Hafen über trockenfallene Gebiete nicht mehr. Also gehen wir nahe der südlichen Burg von Saint-Vaast-la-Hougue vor Anker. Fast 10m Wasser schwappen hier zu Hochwasserzeiten und fünfkommairgendetwas sind es immer noch zum Niedrigwasser. Also stecken wir 60 m Kette, da kann dann auch ruhig eine nächste Gewitterfront mit Starkwind kommen.
Der Schwell ist allerdings etwas unangenehm und wir rollen noch bis zum Morgengrauen ziemlich grauenhaft hin und her. »Längsschlafen«, also in Schiffsrichtung, geht da gar nicht. Gott sei Dank ist unsere Bugkoje breit genug und wir können mit etwas angewinkelten Beinen auch »Querschlafen«. So stört uns das starke Rollen kaum noch und nachdem alles so verstaut ist, dass auch nichts mehr im hohen Bogen durch die Gegend fliegt, fallen wir todmüde in einen Tiefschlaf.
Die nächsten zwei Tage bleiben wir hier vor Anker und lassen Saint-Vaast-la-Hougue eine hübsche Hafenstadt sein. Mit unseren 14 Tagen in Le Havre, der Heimattour, unseren Landausflügen, Honfleur und Deauville haben wir eine gewisse Sightseeing-Übersättigung erreicht und wollen nun einfach mal nichts machen. Und genau das machen wir dann auch sehr erfolgreich, genießen das Sommerwetter, baden und … machen – NICHTS.
Saint-Vaast-la-Hougue -> Cherboug Start: 12:45 Ende: 21:30 Wind: SW – 6 -> NW 11 kn Distanz: 37,2 sm Gesamtdistanz: 740,1 sm
Aber auch das schönste Nichts geht mal zu Ende. Wir müssen weiter, denn unser grober Zeitplan hat uns inzwischen auch schon überholt. Es ist Zeit für die Kanalinseln und für die wollen wir uns auch wieder etwas Zeit nehmen können. Der Wind ist nicht optimal, um nach Cherbourg zu kommen, und das Wetter lässt auch zu wünschen übrig. Es ist trüb bis total betrübt. Aber egal, wir versuchen, uns gegenan voran zu kreuzen. Auf unserem Track sieht man sehr gut, wann der Strom ein Erbarmen mit uns hat. Noch kurz vor Saint-Vaast-la-Hougue gelingt uns nur ein Wendewinkel von etwa 150°. Das ist frustrierend, aber ein schöner Strom gegenan versaust einem auch den schlechtesten Kurs noch etwas mehr. Erst mit dem kenternden Tidenstrom wird es besser und wir kommen zickezacke ganz gut nach Cherbourg voran.
Um 21:30 machen wir in Cherbourg fest, ein echt zähes Stückchen Segeln liegt hinter uns, aber wir sind gesegelt!
Stationen:
19.07. Le Havre -> Honfleur 16,7 sm: 49° 25′ 20,7″ N, 000° 14′ 03,3″ E
22.07. Honfleur -> Deauville 13,5 sm: 49° 21′ 56,5″ N, 000° 04′ 10,4″ E
23. -> 24.07. Deauville -> Saint-Vaast-la-Hougue 55,0 sm: 49° 33′ 56,1″ N, 001° 16′ 30,8″ W
26.07. Saint-Vaast-la-Hougue -> Cherbourg 37,2 sm: 49° 38′ 46,9″ N, 001° 37′ 12,8″ W