Erst Cherbourg und dann nach Alderney


In Cherbourg bleiben wir am Warteponton. Der hat zwar keine Landverbindung, aber an allen übrigen Stegen drängeln sich die Gäste und um die Stegköpfe bilden sich ab Nachmittag immer dicker werdende Päckchen. Dagegen ist es am Warteponton regelrecht ruhig, nur abends, wenn alle Stegplätze belegt sind und auch niemand mehr als Dritter oder Vierter ins Päckchen will, füllt es sich um uns herum. Die Hafencrew ist gut organisiert und »räumt« den Warteponton solange leer, bis an allen Stegen auch wirklich kein Plätzchen mehr frei ist. Man wundert sich über uns und auch einen Belgier, weil wir es vorziehen, hier zu bleiben. Aber auch der Warteponton hat Strom und Wasser, so vermissen wir nichts. Mit unserem Gummiboot sind wir unabhängig und wir können so auch gleich mal etwas Alderney-Feeling entwickeln, denn dort gibt es ja ohnehin nur Moorings oder man liegt vor Anker.

 

„Am Warteponton und Einkaufstour. So richtig viel haben wir nicht bekommen.“

„Am Warteponton und Einkaufstour. So richtig viel haben wir nicht bekommen.“

Eigentlich wollen wir, bevor wir zu den Kanalinseln aufbrechen, in Cherbourg noch mal ordentlich einkaufen. Aber die beiden einzigen Supermärkte, die wir in Hafennähe auftun, sind nur schlimm. So bleibt unsere Versorgung eher dürftig und wir hoffen, dass wir auch auf den Kanalinsel halbwegs preisgünstig einkaufen können. Auf Inseln ist das ja meist so eine Sache, da muss vom Festland erst einmal alles hingebracht werden, was die ganze Sache dort auch automatisch teurer macht. Aber mal sehen.

 

„Hafenverkehr. Erst alleine raus und dann im Schlepp wieder rein. Vergessen zu tanken?“

„Hafenverkehr. Erst alleine raus und dann im Schlepp wieder rein. Vergessen zu tanken?“

Cherbourg selbst macht auf uns eher einen »na ja«-Eindruck. Nach unseren Versorgungsversuchen zieht uns nichts noch einmal in die City. Allerdings ist der Hafen 1a, verfügt über alles, was man sich so von einem Hafen wünscht, und sogar das Trinkwasser an den Stegen ist mal nicht gechlort. Und da es für uns erst Montag wieder etwas Wind gibt, der uns nach Alderney bringen kann, nutzen wir unsere Zeit in Cherbourg nun für ein Wasch- und Putzprogramm.

 

„Auch mit kleinen Booten kann man hier segeln.“

„Auch mit kleinen Booten kann man hier segeln.“

„Der Hafen von Cherbourg ist nicht eben klein.“

„Der Hafen von Cherbourg ist nicht eben klein.“

Aber – !!!!! Cherbourg hat auch etwas Besonderes. Etwas ganz Besonderes, wenigstens für uns! Cherbourg ist die erste Stadt, die wir mit der PINCOYA erreichen, in der tatsächlich PALMEN wachsen. Also ECHTE Palmen, so richtig fest in der Erde und nicht einfach so im Kübel. Also Originalpalmen sozusagen und kein Gewächshaus-Fake! Die sehen zwar insgesamt etwas mitgenommen aus, aber es sind definitiv Palmen und sie versuchen sogar zu blühen!!!

 

„Palmen! Echte Palmen!“

„Palmen! Echte Palmen!“

Während wir in Cherbourg sind, beobachten wir das Wetter genauer als sonst. Über dem Atlantik braut sich nämlich ganz schön was zusammen. Dieses Tief beschert uns zwar am Montag zunächst auch den leichten Ost, der uns nach Alderney bringen soll, aber es kommt danach eben auch persönlich vorbei, um nachzusehen, ob unser Anker auch wirklich gut hält. Und dafür hat es nicht zu knapp Wind dabei. Je nach Modell mal mehr und mal weniger, aber nie wirklich weniger als 30 kn, mit Böen über 40. Diese Ü30-Party macht uns schon etwas Sorge und einiges Kopfzerbrechen. Sollen wir oder sollen wir nicht? 40+ in Böen sind nicht eben wenig und in Alderney liegt man nicht gerade geschützt. Aus Süd bis Südwest soll es uns dort treffen. Das ginge in Alderney, obwohl das auch kein Spaß ist. Überlegt sich das Tief aber doch, südlich von Alderney durchzuziehen, dann wird’s aus Nord bis Nordost dort richtig ungemütlich. Wir sind uns wirklich nicht sicher und diskutieren alle Situationen, die uns so einfallen. Aber wenn wir nicht am Montag die Gelegenheit nutzen, um nach Alderney zu entkommen, dann sind wir auf Tage in Cherbourg festgenagelt. Das Tief zieht nämlich langsam und hat es gar nicht so eilig, dem besseren Wetter wieder Vortritt zu lassen.

Als sich dann alle Prognosen darauf einigen, dass das Tief knapp nördlich von Alderney durchgeht, beschließen wir zu fahren. Wir beschließen auch zu ankern und nicht an eine Mooring gehen, sofern ein passender Platz für unseren Ankerkreis frei ist. Unser neues Ankergeschirr muss auch mal getestet werden, schließlich soll es uns ja in Extremsituationen auch vor Schlimmeren bewahren. Und wie soll es das machen, wenn wir es selbst nicht mal bei ordentlichem Mistwetter ausprobieren.


Cherbourgh (F) -> Alderney (Channel Islands, UK) Start: 6:15 Ende: 11:20 (UK – 1 Std) Wind: SE 5 – 10 kn Distanz: 25,4 sm Gesamtdistanz: 765,5 sm

 

„von Cherbourg -> nach Alderney“

„von Cherbourg -> nach Alderney“

Auf dem Weg von Cherbourg nach Alderney müssen wir bei Slackwater über das Alderney Race am Cap de la Hague. Der Revierführer schreibt, dass alles andere als Slackwater irgendwie unschön ist, wenn man dort lang will. Denn wenn es am Cap richtig um die Ecke strömt, dann hält der Gezeitenstrom alle Hässlichkeiten für einen bereit, die er so zu bieten hat. Overfalls, races, tide rips und eddies, die je nach Wind noch hässlicher als hässlich werden können.

 

„Zum Sonnenaufgang geht's los.“

„Zum Sonnenaufgang geht’s los.“

„So sehen die verfallenden Verteidigungsanlagen des Atlantikwalls wenigstens mal kurz ganz malerisch aus.“

„So sehen die verfallenden Verteidigungsanlagen des Atlantikwalls wenigstens mal kurz ganz malerisch aus.“

Deswegen rechnen wir uns lieber die passende Startzeit aus, auch wenn der Wind eher schwach ist und wir gerade auch nicht zur Springzeit unterwegs sind.
Slackwater am Cap ist +4 Std zum Hochwasser St. Helier auf Jersey, also am 29.07. um 9:42. Aber Achtung englischer Zeit! Und schwupps ist man auch schon in diese Falle getappt, wenn man seine Gezeiten-App auf Lokalzeit umgestellt hat ?, um sich nicht immer mit UTC herumzuschlagen. Und so sind wir zu früh ?. Aber das ist diesmal nicht schlimm. Wir bekommen nur eine kleine Vorstellung der Overfalls und Tide-Rips, denn erstens sind wir nur 1 1/2 Std zu früh, zweitens ist das Wetter schmusig und drittens haben wir ja Nippzeit.

 

„Es strömt nicht zu schlapp ums Cap.“

„Es strömt nicht zu schlapp ums Cap.“

„Alderney kann kommen.“

„Alderney kann kommen.“

Und es wird schnell wieder ruhiger, je weiter wir uns vom Cap entfernen. Der Rest der Überfahrt nach Alderney ist unspektakulär. Trotzdem sind wir etwas aufgeregt, schließlich liegen nun die Kanalinseln vor uns und wir sind gespannt, ob wir den Ankerplatz kriegen, den wir uns ausgeguckt haben. Außerdem wird es dicke kommen und das ist auch nicht ganz ohne. Und weil das so ist, bekommen wir unseren Wunschankerplatz, denn viele haben Alderney doch lieber verlassen. Kurz nach 11:00 fällt unser Anker. Das allerdings nicht ganz ohne Probleme, denn die Ankerkette ist immer noch verdreht. Da haben wir in Bremerhaven wohl doch nicht alle Verkörselungen herausbekommen. Aber das ist erst einmal egal, der Anker sitzt und nun kann das Tief mit all seinem Wind kommen.

 

„Zum ersten Mal seit unglaublich vielen Jahren setzen wir die gelbe Flagge Q zum Einklarieren. Ich glaube, dass letzte mal habe ich das vor ungefähr einem Viertel Jahrhundert auf den Ålands gemacht.“

„Zum ersten Mal seit unglaublich vielen Jahren setzen wir die gelbe Flagge Q zum Einklarieren. Ich glaube, dass letzte mal habe ich das vor ungefähr einem Viertel Jahrhundert auf den Ålands gemacht.“

Wir ankern neben einem Briten und später kommt noch ein Däne auf der anderen Seite dazu. Alle anderen gehen oder sind an Moorings. Es sind am Ende doch recht viele hier, mehr als erwartet. Etwa 1/3 der Gästemoorings sind trotz des angekündigten Sturms belegt. Doch die Moorings liegen wirklich eng beieinander, gut, dass wir ankern. Mal sehen, wie sich unser Anker so macht.

 

„Da liegen wir und unsere Ankerboje liegt auf halben Weg zur nördlichen Untiefe hinter dem Briten. Alles klar?“

„Da liegen wir und unsere Ankerboje liegt auf halben Weg zur nördlichen Untiefe hinter dem Briten. Alles klar?“

auf Alderney (Channel Islands, UK)
49° 43′ 31,7″ N, 002° 11′ 40,9″ W