Warten in Pornic


Dass sich das Wetter nun so unvermittelt mit der Abreise von Lin ändert, hätten wir uns vielleicht auch denken können, denn schließlich hat sie uns den Sommer ja auch ganz exklusiv mitgebracht.
Von einem Tag auf den anderen bläst es fast ununterbrochen und die gesamte Biskaya ist in allen Vorhersagen »rot« eingefärbt. Ein untrügliches Zeichen für eine Windstärke, die wir hier zum Segeln gar nicht haben wollen, denn die Vorzeichen stehen hier doch etwas anders als in der Ostsee. Kann man auf der Ostsee bei 25 bis 30 Knoten Wind durchaus noch ganz passabel segeln, sofern man nicht direkt gegenan will, ist das hier aufgrund der Wellen und Stromverhältnisse doch schnell mal ganz anders. Ein West um die 25 Knoten bedeutet selbst im Küstenbereich schnell eine Welle von 3 m und weiter draußen sind dann durchaus auch mal 4 m und mehr drin. So werden Passagen schwierig, die eigentlich einfach aussehen, und Häfen nicht anlaufbar, weil die Wellen direkt auf der Einfahrt stehen. Auch wenn wir bis jetzt keinen wirklichen Sommertörn hinter uns haben, mit diesen Verhältnissen sind wir noch nicht vertraut.

„Warten auf Besserung...“

„Warten auf Besserung…“

Das sorgt auch bei uns für etwas Unsicherheit und all die guten Meinungen anderer, dass man zu dieser Zeit sowieso nicht mehr hier sein sollte, nagen nun doch an uns, obwohl diese Meinungen rein statistisch nicht haltbar sind. Klar kann man schlechte Jahre erwischen, wir haben ja dieses Jahr auch keinen Hitzesommer erwischt, und auf unserem Törn im letzten Jahr im Norden der Ostsee, war es durchweg 5 bis 10° wärmer als hier mehr als 1.000 Seemeilen weiter südlich.

Leider gehört Abwarten noch nicht zu unseren Kernkompetenzen. Das wissen wir und das müssen wir noch lernen. Doch ein Abwarten wird auch mit jedem Tag schwieriger, den man abwartet. Das Pfeifen in den Riggs im Hafen nimmt kontinuierlich ab, obwohl die Windanzeige immer noch stehende 20 Knoten und mehr im Hafen zeigt.

„Die Wellen machen uns ...“

„Die Wellen machen uns …“

Klar, das ist alles Kopfsache, aber es ist wirklich nicht einfach entspannt zu bleiben, auch wenn wir noch zwei Monate haben, um nach A Curuña zu kommen.

„… inzwischen mehr Sorgen als der Wind.“

„… inzwischen mehr Sorgen als der Wind.“

Immerhin hat die Warterei auch ihr Gutes. So langsam hole ich bei den Blogs wieder auf und wir können uns mal um all die Routinetätigkeiten am Schiff kümmern, die alle auch gerne mal gemacht werden möchten. Auch der Außenborder bekommt noch eine zweite Basteleinheit, die er aber leider noch nicht mit einem sonoren Brummen quittiert. Das ist auch so eine Front, an der noch etwas mehr geduldige Hartnäckigkeit gefragt ist. Wobei die Betonung auf »geduldig« liegt, was mir nicht immer so leicht von der Hand geht, wenn sich etwas gegen meine wohl gemeinten Rettungsversuche so hartnäckig wehrt.

„Da wollen wir dann möglichst bald raus…, aber wann?“

„Da wollen wir dann möglichst bald raus…, aber wann?“

Zu allem Überfluss eröffnet uns die Dame der Capitainerie, dass wir unseren Platz räumen müssen, weil der Eigner gleich morgen zurückkommt. Kein guter Zeitpunkt, denn die Boxengasse, in der wir liegen, ist eng und es pfeift gerade mit 24 Knoten. Es gibt besseres Wetter, um Hafenmanöver zu üben. Immerhin erreichen wir auf Nachfrage dann doch, dass wir wieder einen freien Platz in Westrichtung bekommen. Ein Schauer jagt den nächsten und mit jedem Schauer bekommen wir zu verstehen, warum eine Schauerbö Schauerbö heißt. Doch Warten zahlt sich manchmal auch ganz unerwartet aus. Zwischen zwei Schauern geht der Wind runter auf 15 Knoten, beherzt legen wir ab und wieder an und genau in diesem Moment packt uns schon wieder eine dieser 20+-Schauerböen, aber wir haben fest und nun kann sie uns mal!

p.s.
Unser Umlegen war natürlich nicht nötig, denn bis Freitag blieb unser erster Platz unbelegt. Nun, so richtig verwunderlich ist das ja nun auch wieder nicht, denn wer fährt bei solchem Mistwetter denn schon freiwillig herum.

auf Warteposition in Pornic
47° 06′ 29,9″ N, 002° 06′ 53,2″ W