Ein Sommertörn im Oktober

Heiligenhafen / Ortmühle -> Rerik Start: 9:50 Ende: 18:20 Distanz: 38,1 sm Gesamtdistanz: 38,1 sm

Langes Wochenende heißt lange Staus. Der Wahnsinn fällt schon kurz vor der Raststätte Allertal über uns her. Zwar können wir hinter Walsrode noch einmal etwas freier fahren, aber kurz vor Hamburg ist endgültig Schluss. Unsere ganze Kurzurlaubsvorfreude verpufft im Handumdrehen rückstandslos zwischen den stinkenden Autoschlangen. Insgesamt 5 1/2 Stunden quälen wir uns in Richtung HHafen und egal wie geschickt ich das Fahrbahnballette auch tanze, IMMER werde ICH wie in einem Paternoster nach hinten durchgereicht. Das raubt mir das letzte Fünkchen Gelassenheit und ich denke an Selbstjustiz. Das Warum ist völlig egal, es reicht ja schließlich, dass die hier alle vor mir herfahren!

Als wir endlich in HHafen ankommen ist es neun und stockdunkel. Johanna und Luiz wollen dieses Wochenende noch einmal mitkommen, stecken aber auch noch im Stau. Auf der Raija ist Licht, Olaf und Kerstin sind also auch da. Über Marinetraffic hatten wir schon gesehen, dass auch Ute und Peter mit der Ruby Tuesday wieder in HHafen sind. Eine Runde in der nördliche Ostsee liegt hinter den beiden. Hoch bis Haparanda und zurück. Am 31.03. haben wir sie hier verabschiedet und etwas wehmütig hinterhergeschaut. Fast 6 Monate waren sie mit der Ruby Tuesday unterwegs und nun sind sie wieder hier. Wir freuen uns sehr, die beiden wiederzusehen. Gegenseitig haben wir uns über unsere Blogs verfolgt, aber was ist schon so ein Blog gegen ein richtiges Wiedersehen mit vielen Geschichten bei Rotwein und Bier.
Noch bevor wir den Landstrom angeschlossen haben, gibt es schon das große Wiedersehenshallo auf dem Steg. So stehen wir vier im Dunkeln auf dem Steg und erzählen erst einmal die wichtigsten Geschichten. Das passt auch ganz gut, denn auch Ute und Peter warten auch auf ihre Kinder, die auch noch irgendwo im Stau stecken.

von Heiligenhafen / Ortmühle -> nach Rerik

von Heiligenhafen / Ortmühle -> nach Rerik

Morgens checken wir das Wetter und beschließen “Richtung Ost”. Mal sehen, vielleicht schaffen wir es diesmal ins Salzhaff bei Rerik. Es geht gemütlich voran. Die Sonne läßt sich reichlich Zeit, um das Einheitsgrau wegzubrutzeln. Ihr Brutzelfaktor hat auf dem Weg zum Winter deutlich abgenommen.

Der Vormittag glänzt in einem freundlichen graugrau...

Der Vormittag glänzt in einem freundlichen graugrau…

Als sich die Sonne dann endlich durchgekämpft hat, lassen wir die Hüllen fallen und richten uns synchron in eine optimale Bräunungposition aus. Natürlich liegen wir nicht nackt im Wind, schließlich haben wir ja keine Eskimos in unserem Stammbaum. Und das Fallenlassen der Hüllen beschränkt sich auf die äußeren Schalen unseres Zwiebel-Looks.

... aber die Sonne schafft es!

… aber die Sonne schafft es!

Gegen Mittag ist es herrlich warm und nichts erinnert mehr an den dunstig grauen Morgen. Es ist ein wunderbarer Segeltag und der wird noch viel wunderbarer, wenn man bedenkt, dass es schon Oktober ist. So ein Wetter hätten wir gerne in den letzten beiden Wochen unseres Sommerurlaubs gehabt, aber da hatten wir nur 15° und Sturm. Da kann etwas Wiedergutmachung nicht schaden.

Ruhig und entspannt geht es Richtung Osten.

Ruhig und entspannt geht es Richtung Osten.

Es geht langsam voran. Ins Salzhaff können wir nur bei Tageslicht einfahren, die Einfahrt in unbeleuchtet. Als wir gerade darüber nachdenken, was als Alternative in Frage kommt, klingelt das Handy. Ute von der Ruby Tuesday fragt, wo wir sind und wir beschließen kurzer Hand einfach gemeinsam westlich vor Rerik unter der Steilküste zu ankern. Das ist bei dem Südost auch kein Problem, also Kurs Rerik.

Rerik glüht in der Abendsonne.

Rerik glüht in der Abendsonne.

Vor Rerik erwartet uns eine traumhafte Ankerkulisse mit einem wunderbaren Sonnenuntergang.

Vor Rerik vor Anker.

Vor Rerik vor Anker.

Kurz nach unserem ersten Schlückchen Rotwein auf diesen herrlichen Abend, kommen auch Ute und Peter mit Tochter und Schwiegersohn angedümpelt und werfen ihren Anker neben uns.

Die Ruby Tuesday kommt mit Ute, Peter und Kids

Die Ruby Tuesday kommt mit Ute, Peter und Kids

Nach dem Abendbrot kommen die Vier zu uns herübergerudert. Man gut, dass Ute und Peter ihr Dingi noch einsatzbereit haben, unseres hat sich schon zum Winterschlaf in der Backskiste zusammengerollt.

Ein besserer Grillplatz ist kaum zu finden.

Ein besserer Grillplatz ist kaum zu finden.

Zu acht in unserem Cockpit ist es schon recht eng. Da merkt man doch, dass 37 Fuß nicht wirklich viel Platz bieten, besonders wenn man eine Yacht mit Decksalon hat. Für vier Erwachsene geht unsere PINCOYA gerade noch so, aber acht sind ehrlich gesagt nur kurz möglich.

Sehnsucht nach mehr, aber die Saison geht langsam zuende.

Sehnsucht nach mehr, aber die Saison geht langsam zuende.

Wir verklönen den Abend und als die Sonne sich hinter den Horizont verdrückt, wird es auch empfindlich kalt. Es ist eben doch schon Oktober. Etwas durchgefroren rudern die vier spät am Abend zurück auf ihre Ruby Tuesday. Es ist stockfinster und nur unsere Dieselheizung brummt noch leise vor sich hin.

Stellvertretend der Mond für einem atemberaubenden Sternenhimmel.

Stellvertretend der Mond für einem atemberaubenden Sternenhimmel.

vor Anker vor Rerik 54° 06′ 05.2″ 11° 34′ 35.2″