HHafen / Ortmühle -> Großenbrodersee -> HHafen / Ortmühle Start: Sa 12:30 Ende: So 16:15 Gesamtdistanz: 33,0 sm
Freitagmittag piepst der Familienchat im Handy mit einem Photo. Ein Selfie von Johanna, Maren und Sophia am Strand und darunter ein dicker Grinsesmiley :-). Es folgen noch 2 – 3 weitere Photos mit Strandkörben im Sonnenschein, Füßen im Wasser und Sophias erster Bekanntschft mit Sand und Strand.
Kurz darauf blinkt Astrid im Firmenchat mit der Frage “Wo sind DIE denn?”. Die Frage ist ebenso schnell beantwortet, wie unsere Arbeitslust unter die 5%-Hürde fällt. In dieser Situation wäre es absolut unverantwortlich, seinen Körper und Geist weiterhin künstlich im Arbeitsleben zu halten. Denn ein Leben nach der Arbeit gibt es ganz sicher. Also brummt Henry gegen 15:00 aus der Tiefgarage in Richtung A7. Der Navi zeigt 17:36 als Ankunftszeit in Timmemdorfer Strand. Das reicht für einen kleinen Strandspaziergang und ein gemeinsames Abendessen.
Diesen Freitag haben wir Glück! Keine unkalkulierbaren Staus und keine Katastrophen. Um 17:37 stehen wir in der Parklücke vor den Ausflüglern auf der Strandstrasse in Timmendorfer Strand. Chats, Navis und all die anderen kleinen Helferlein sind schon eine echt geile Erfindung, ohne die wären wir jetzt bestimmt nicht hier.
Timmerdorfer Strand ist wirklich ein nettes Plätzchen. Vor Urzeiten war ich schon einmal hier, aber ich kann mich an nichts mehr erinnern und nichts kommt mir auch nur irgendwie bekannt vor. Trotz Oktober ist immer noch recht viel los. Alle Cafes und Restaurants sind gut gefüllt. In der Sommersaison muss hier der Bär los sein. Die Lübecker Bucht liegt einladend vor uns. Warum haben wir hier eigentlich noch nie den Anker geworfen? Kommt der Wind irgendwie aus West, muss das hier ganz gemütlich sein. Etwas südlich sind einige Masten in einem kleinen Yachthafen zu sehen. Astrid und ich erinnern uns, dass uns irgendwann einmal jemand von diesem Yachthafen erzählt hat, weil er es dort toll fand. Ok, das hier ist also schon mal ein Ziel für einen Wochenendtrip im nächsten Jahr.
Nachdem wir noch etwas am Strand entlang und durch die Fußgängerzone geschlendert sind, suchen wir uns ein freies Plätzchen in einem Restaurant. Das ist gar nicht so einfach, wie ich gedacht hatte. Obwohl die Strandsaison ja nun definitiv zu Ende geht, ist hier alles rappelvoll.
So sitzen wir noch lange zwischen zwei wärmenden Gasfackeln zusammen, essen wirklich leckeren Fisch und quatschen viel. Nachdem auch Sophia ihr Abendmahl bekommen hat, fallen ihr die Augen zu und es ist Zeit zum Aufbruch. Astrid und ich fahren in Richtung Norden nach HHafen zu unserer PINCOYA, und Johanna, Maren, Andy und Sophia fahren von ihrem Tagesausflug zurück nach Hamburg. Wir sind glücklich und zufrieden, dass es so schön ist, wie es ist.
Samstag früh um 10:00 sind wir mit Herrn Heinritz von Oeverdiek & Heinritz und Sören von Niro Sören verabredet. Sören hat uns den Geräteträger geschweißt, und nun wollen wir unser Achterstag so über den Geräteträger umlenken, dass das Cockpit frei wird. Der Hahnepot des Achterstags soll erst fast senkrecht zur Quertraverse des Geräteträgers gehen und dann erst in Richtung Masttop zum eigentlichen Achterstag führen. Das befreit unser Cockpit von den sehr störenden Achterstagdrähten des Hahnepots und ist ein riesiger Platz- und Komfortgewinn. Die Idee ist uns irgendwann dieses Jahr gekommen, wohl als wir wieder einmal unter der Verstagung durchkriechen mussten.
Zusammen diskutieren wir eine Weile an den möglichen kritischen Punkten herum, aber die Gesamtkonstruktion haben wir damals stabil genug auslegen lassen. Der Geräteträger ist aus 42er Rohr mit diversen versteifenden Querträgern, und alle Fußpunkte wurden wirklich großzügig ausgelegt. So sehen auch die beiden Fachleute kein Problem und geben ihr ok.
Bei dem Umbau des Achterstags lassen wir gleich noch zwei Isolatoren einpressen, vielleicht brauchen wir ja dermaleinst doch noch eine Kurzwellenanlage. Aber erst einmal sehen, wie sich die ganze Satelitentelefoniegeschichte weiterentwickelt, vielleicht braucht man in einigen Jahren ja gar keine Kurzwelle mehr. Wir werden sehen, wo die Entwicklung angekommen ist, wenn wir aufbrechen.
Kurz- oder Mittelwellenwetter hören wir schon seit Jahren nicht mehr. In den Nord- und Ostseegebieten, in denen wir heute fahren, ist die Mobilfunkabdeckung und damit die Internet-Verfügbarkeit fast überall gegeben.
Zusammen mit dem Umbau des Achterstags geben wir bei Oeverdiek & Heinritz noch eine neue Sprayhood und ein Bimini in Auftrag. Die Sprayhood ist mehr als überfällig und ein Bimini ist speziell für Astrid auch in unseren Breiten ganz gut. Im Süden würde es ohnehin nicht ohne gehen.
In diesem Jahr gehen wir bei Weilandt in Burgstaaken ins Winterlager. Die Mannschaft von Weilanadt ist zwar absolut tiefenentspannt mit Terminen und Absprachen, aber unser Gemüt braucht eben doch einen Termin und eine Anmeldung. Das Wetter ist traumhaft und daher beschließen wir, statt mit dem Auto einfach mit der PINCOYA um die Ecke nach Burg zu fahren.
Unser Schlag nach Burg ist herrlich. Wir sitzen gedankenversunken im Cockpit und trullern langsam in Richtung Fehmarnsundbrücke. Im östlichen Fahrwasser hinter der Brücke müssen wir etwas motoren, dann geht es unter Segeln bis in den Hafen von Burgstaaken. Dort herrscht Hochbetrieb. Die Boote stehen zum Kranen Schlange und es ist 15:00, die Angelkutter kommen wieder zurück. Wir haben Zeit und lassen die Kutter durch, doch wo sollen wir anlegen, um im Shop unseren Krantermin für den 3. November klarzumachen?
Vor der Tanke ist noch ein kleines Plätzchen frei. Links und rechts liegen Kutter und Segler im Päckchen und zwischendrin werden Masten gelegt und Schiffe gekrant. Wir gucken etwas sparsam aus der Wäsche und sind auch etwas ratlos. Als ich Astrid sage, das ich rückwärts vor die Tanke gehe, verrät ihr Blick, dass ihr einige ganz böse Worte auf der Zunge liegen. Wir warten, bis einer der Kutter gedreht hat und holen noch die dicken Kugelfender hervor. Astrid übernimmt kurz das Ruder, weil ich noch irgendetwas machen will, was, das weiß ich nicht mehr so genau. Dann ist der Kutter fest und der Weg ist frei, um uns hinten ins Eck zu zwirbeln. Astrid bleibt am Ruder und während sie ein absolut perfektes “Ich-zwirbel-mich-rückwärts-in-die-letzte-Ecke-Manöver” fährt, flüstert sie noch einige Mal “Scheiße! Das klappt nie, scheiße, scheiße!!!” Am Ende liegen wir perfekt vor der Tanke und ich steige ganz besonders gelassen auf die Kaimauer und lege mit tiefenentspannter Miene die Festmacher über die Poller. Kurz darauf beugt sich Astrid mit der ruhigen Selbstsicherheit eines Anlegeprofis zum Motorschlüssel und läßt den Motor ersterben.
Der Termin ist schnell gemacht und wir können wieder los. Im Fahrwasser vor Burgstaaken kommt uns eine kleinere Yacht entgegen. Das Pärchen im Cockpit strahlt zu uns herüber und ruft: “Ist das heute nicht ein geiles Segelwetter und wir haben schon Oktober!” Wir winken und brüllen noch schnell ein: “Ja, das ist der absolute Oberhammer!” hinterher. Vor Burg sind die Segel schnell wieder gesetzt, aber wohin nun? Das Wetter ist zu traumhaft für einen Hafen oder gar die Heimatbox. So beschließen wir kurzerhand, dass wir den Anker ein letztes Mal in dieser Saison in den Großenbrodersee werfen.
vor Anker im Großenbroderbinnensee
54° 21′ 14.1″ N, 11° 03′ 44.9″ E
Geplant war die Ankeraktion ja nicht, deswegen leben wir von unseren Reserven, die noch vom Sommertörn übrig geblieben sind. Zum Abendbrot finden sich noch Spaghetti und Pesto und zum Frühstück gibt’s ein buntes Resteessen.
Hier vor Anker sind wir allein mit der Herbststimmung und saugen jede Minute Ruhe auf, wie ein Schwamm. So hängt jeder von uns seinen Gedanken nach und läßt die Seele baumeln. Wir hatten dieses Jahr eine so schöne und so intensive Segelsaison wie noch nie. Noch nie waren wir so viel auf dem Wasser und noch nie haben wir in einer Saison fast 1600 sm im Kielwasser gelassen. Wehmütig hängen wir den Erinnerungen diesen Jahres nach und wehmütig sehen wir den Krantermin kommen.
So zögern wir das Aufholen des Ankers lange hinaus. Als wir dann mittags aufbrechen, tut sich unsere scheintote Ankerwinde auf den letzten Metern besonders schwer. Und so geht auch diese Saison nicht zu Ende, ohne das wir etwas gefangen haben. Nach und nach hieven wir mit dem Anker eine halb verrottete Reuse nach oben. Unser Anker und auch die Kette haben sich mit dem Winddreher der letzten Nacht ganz ordentlich verfangen, aber nach 15 Minuten haben wir uns freigeschnitten und die Gammelreuse an Bord.
Der Wind dreht langsam über Süd auf West. Gerade noch so kommen wir unter Segeln durch das Fahrwasser des Sunds. Das Wetter ist immer noch fantastisch und so sind die Kreuzschläge nach HHafen eher willkommen als lästig.
wieder zurück in Heiligenhafen / Ortmühle
54° 22′ 20,4″ N, 11° 00′ 15,7″ E