Für uns war klar, dass wir kein segelndes Motorboot oder eine leicht gebaute Regatta-Yacht wollten. Wir wollten eine stäbige und solide Fahrten-Segelyacht, die auch einiges wegstecken kann. Mit diesen Vorstellungen landet man fast zwangsläufig bei Schiffen mit einen klassischen oder gemäßigten Langkiel oder eben einem normalen Kurzkiel ohne extremen Tiefgang.
Natürlich segelt sich eine Yacht mit 2,20m Kiel fantastisch und auf den Weltmeeren sollte dieser Tiefgang auch keine Rolle spielen. Aber mit solch einem Tiefgang hätten wir viele Häfen in der Ostsee in den nächsten Jahren gar nicht mehr anlaufen können. In Dänemark sind oft schon 1,90m ein echtes Problem. Das wollten wir für unsere Zeit, bis wir aufbrechen, nicht. Ein Hubkiel kam für uns nie in Frage, dafür fehlte uns wohl einfach das Vertrauen. Wo sich viel bewegen muss und einige Mechanik im Spiel ist, dort kann auch viel seinen Dienst aufgeben und streiken, dass wollten wir nicht riskieren.
Ein Bild vom Lateralplan und Unterwasserschiff eines Schiffes hilft ungemein viel weiter, um die Segeleigenschaften schon mal abschätzen zu können. Bis uns dies allerdings so richtig klar war, durften wir einige individuelle Erfahrungen sammeln. Zu Beginn unserer Suche hatten wir uns total in ein richtig knuffiges und kutteriges Schiff verliebt. Die Ernüchterung kam dann beim Segeln. Aufgrund der Rumpfform, des sehr kurzen Kiels und eines zu kleinen Ruders stellten sich die Segel- und Fahreigenschaften als völlig ungeeignet für unsere geplanten Einsatzzwecke heraus. Zwischen behäbigem Schwimmen und regatterverdächtigen Highspeed liegt flottes Fahrtensegeln. Und genau das ist es, was wir wollen.
Heute würden wir allerdings etwas mehr auf einen positivem Deckssprung achten, die Jutlandic ist an dieser Stelle sehr gemäßigt, da wird es in der steilen und kurzen Ostseewelle schon recht frühzeitig nicht nur um den Ankerkasten feucht.
Ruder
Unter Langzeitfahrtenseglern ist ein frei balanciertes Ruder als zu anfällig verschrien. Natürlich ist ein am Skeg befestigtes Ruder stabiler. Ganz zu schweigen von einem Ruder, welches im Langkiel integriert ist.
Danach haben wir natürlich auch Ausschau gehalten, und das war auch der Gegenstand längerer Diskussionen, als wir die Jutlandic gefunden hatten, da diese eben ein freies Ruder hatte.
Bei der Entscheidung für ein bestimmtes Schiff muss man sehr viele Fürs und Wider gewichten und für sich unter einen Hut bringen.
Wir haben uns entschieden, mit einem freien Ruder leben zu können. Ein Hintergedanke, der unsere Entscheidung sicher auch beeinflusst hat, war die Gewissheit, dass wir in jedem Fall eine Windfahnensteueranlage haben wollen, die auch als Notruder eingesetzt werden kann. So entschärften sich, wenigstens für uns, die Bedenken.