updated 2022
Unser Ankergeschirr
Früher hatten wir als Buganker einen 20kg Bruce-, Claw- bzw. M-Anker und 40m 10mm-Kette. Grundsätzlich ist dieser Anker nicht wirklich schlecht, aber definitiv auch nichts für Fahrtensegler, die standardmäßig ankern und ihr Ankergeschirr als eine Art Versicherung begreifen.
Demgegenüber ist eine 10mm-Kette für die PINCOYA schon perfekt, wenn auch die Länge von 40 m nur für flache Reviere wie die Ostsee hinreicht. Sobald man sich aus der Ostsee auf den Weg nach Norden oder Süden macht, reichen 40 m definitiv nicht mehr.
Als Heckanker haben wir früher einmal einen Aluminium-Fortress FX16 gefahren. Der ist toll, weil er so schön leicht ist, aber damit hat es sich auch schon. Wir hatten nur einmal das Glück, dass er sich ordentlich eingegraben hat und dann auch hielt. Ansonsten blieb seine Ankerwirkung stets im Verborgenen. Seit vielen Jahren fahren wir nun gar keinen Heckanker mehr, hatten aber seitdem auch noch nie das Gefühl, dass uns etwas fehlt. Sicher gibt es Reviere, in denen ein Heckanker schon irgendwie Sinn macht. Dazu sind wir selbst lange genug in Schweden unterwegs gewesen. Aber selbst dort ging es die letzten Jahre problemlos ohne. Sollten wir jemals wieder über einen Heckanker nachdenken, wird das sicher nur im Zusammenhang mit einer weiteren elektrischen Ankerwinsch und einer kräftig dimensionierten Kettenführung am Heck passieren, um dann auch dort einen vernünftigen Anker mit einer vernünftigen Kettengröße fahren zu können. Alles andere ist Blödsinn.
Anmerkung:
Um uns nicht das Heck der PINCOYA zu verschrabbeln, haben wir seinerzeit auch mal eine Bleileine ausprobiert. Sauber und unbenutzt ist das eine tolle Sache, aber nach dem ersten Einsatz auf modderigem Untergrund mag die niemand mehr anfassen und von dem Gestank in der Ummantelung hat man noch Wochen etwas, selbst wenn man sie spült wie ein Weltmeister. Da ist eine Kette schon wesentlich angenehmer. Die kann man reinigen. Ankerbleileinen sind genauso ekelig wie diese unseligen Grundleinen, die im Mittelmeer so geliebt werden.
Was haben wir heute?
Heute fahren wir als Buganker einen 25 kg Rocna Vulcan mit 80 m Kette.
Viel muss man zum Rocna Vulcan gar nicht sagen, es ist wohl der beste Anker, der je gebaut wurde. Für uns ist er unsere Lebens- und Schiffsversicherung in einem. Obwohl wir auch noch eine herkömmliche Kasko-Versicherung haben. Sofern möglich, suchen wir uns bei Sturm lieber einen Ankerplatz, als in einen Hafen zu fahren. Er hat uns noch nie in irgendeiner Situation im Stich gelassen und wir haben wirklich schon in richtig schlechten Situationen vor Anker gelegen. Auch wenn er z.B. in Flussläufen alle 6 Stunden herausgedreht wird, gräbt er sich sofort wieder ein, manchmal merkt man es noch nicht einmal. Er hält immer sofort, ohne irgendwie nennenswert zu rutschen. Natürlich ist das alles auch immer ein Zusammenspiel von Anker und Kette, aber die beiden spielen wirklich hervorragend zusammen.
Eins muss man aber auch sagen, der Rocna Vulcan ist mit seiner riesig anmutenden Fluke ein Monster. Auf manch einem Schiff ist es sicher schwierig, ihn gut am Bug zu verstauen. Der Ankerschaft ist ungewöhnlich rund geformt, nicht jede Halterung passt dazu. Da wir aber sowieso einen Bugspriet haben wollten, haben wir dieses Problem dadurch gelöst, dass wir unseren Bugspriet sozusagen um den Rocna Vulcan herum konstruiert haben. Doch die große Fluke hat auch noch ein zweites Problem. Der Anker muss bei Fahrt wirklich richtig gesichert werden, falls man doch mal bei etwas heftigerem Wetter stumpf in eine Welle sticht. All die Spielzeughalterungen der Standardausrüster halten das nicht wirklich lange aus.
Und zu diesem Ensemble aus Anker und Kette gehört natürlich auch eine elektrische Ankerwinsch. Manuell bekommt man solch ein Ankergeschirr nicht mehr bewegt. Mal ganz abgesehen davon, dass man bei diesen Gewichten und Kräften seine Finger sowieso lieber nicht mehr an der Kette haben sollte. Mit einer rein mechanischen Ankerwinde ginge es theoretisch noch, aber ziemlich oft ist es eben auch ziemlich gut, wenn man elektrisch wesentlich schneller ist. Wir haben dazu eine Maxwell RC10-10, die hat 1200 W und einen »Pull« von rund 850 kg. Der »Pull« ist ein wichtiges Maß, denn der sollte wenigstens das dreifache des Gesamtgewichts des Ankergeschirrs ziehen. Bei uns wären das 3 x (80 x 2 kg + 25 kg) = 555 kg. Wir haben also gut den 4 1/2-fachen Pull und das ist auch gut so.
Kleine Summary unserer Anker-Grundausstattung:
– Rocna Vulcan 25 kg
– 80m verzinkte 10mm-Kette
– Elektrische Ankerwinde Maxwell RC10-10
– keinen Heckanker
– keinen Zweitanker
Hier noch einige weitere Punkte im Zusammenhang mit »Ankern«:
Diese Punkte stehen hier in loser Folge ohne tiefsinnige Reihenfolge. Das alles ist natürlich rein subjektiv auf Basis unserer Erfahrungen. Man kann das sicher alles auch ganz anders sehen und machen, aber vielleicht hilft es ja dem einem oder anderen trotzdem.
Kette, Trosse oder Bleileine
Für uns kommt nur Kette in Frage. Sicherlich bedeutet »Kette« auch, dass man eine ganze Menge Gewicht an einer vollkommen unpassenden Stelle herumfährt. Aber die Vorteile beim Ankern wiegen diesen Nachteil unseres Erachtens bei weitem wieder auf.
Kettenlänge und Kettenstärke
1 m 10mm-Kette wiegt rund 2 kg. Das ist nicht eben wenig. Hier sollte jeder für sich einen Kompromiss zwischen der benötigten Kettenlänge und der gewünschten Kettenstärke finden. Wir fühlen uns mit einer 10mm Kette sehr wohl und kommen mit einer »praxistauglichen Länge plus Reservepuffer« von 80m bis jetzt auch gut hin. Sicherlich liegen wir damit bei unserer Schiffsgröße eher an der oberen Grenze.
Niro oder verzinkt
Für uns ist die Antwort einfach, wir können uns nur »verzinkt« leisten, auch wenn eine verzinkte Kette nicht so schön fällt wie eine Niro-Kette.
Ankermarkierungen, also Längenmarkierungen
Von Osculati gibt es Vollgummi-Markierungen in verschiedenen Farben. Das sind die einzigen Markierungen, die halten. Die Hartplastikdinger zum Zusammenstecken halten genau einmal.
Man kann natürlich auch Farbe nehmen, wenn man genügend verschiedene Farben dabei hat oder sich die Codierung der Längen mit nur einer Farbe auch merken kann. Das jedoch können wir nicht und Farbe auf einem feuerverzinkten Metall hält auch nicht besonders gut. Und weil wir unseren Farbcode mit den Gummidingern auch schon auf dem Weg aus dem Cockpit zum Ankerkasten wieder vergessen haben, klebt im Ankerkastendeckel ein eingeschweißter Zettel, der immer wieder geduldig erklärt, welche Farbe zu welcher Länge gehört.
Trippleine und Ankerboje
Außer in strömenden Gewässern nutzen wir immer eine Ankerboje mit einer kräftigen Trippleine. Das hat zwei Vorteile, erstens sehen andere und eben auch wir, wo unser Anker liegt und zweitens haben wir eine Trippleine, um unseren Anker im Notfall, wenn er sich verhakt hat, verkehrt herum wieder auszuhaken. Als Trippleine nehmen wir eine 25m 5mm Dyneema-Strippe mit Mantel.
Das Handling von Ankerboje und Trippleine ist allerdings nur zu zweit wirklich entspannt möglich. Einhand würden wir das sicher nicht immer so machen.
Die Ankerboje sollte man mit einem großen Ankersymbol und seinem Schiffsnamen beschriften. Es passiert immer wieder, dass jemand die Boje für eine Mooring hält 🙄. Eine Beschriftung hilft zwar auch nicht immer vor diesen Deppen, aber wenigstens manchmal.
In stark strömenden Gewässern sind Ankerbojen und Trippleine keine gute Idee, denn die hängen dann in der Strömung irgendwo oder werden sogar auch ganz unter Wasser gezogen.
Um nicht immer darüber nachdenken zu müssen, ob die Trippleine nun auch die richtige Länge hat, hängt unsere Ankerboje über eine Rolle an der Trippleine und am freien Ende der Trippleine hängt ein Gewicht. So muss man mit seiner Trippleinenlänge nur irgendwie die doppelte Wassertiefe treffen und schon befindet sich die Ankerboje immer genau über dem Anker. Besonders auch in Tidengewässern ist das ziemlich hilfreich.
Das alles hat aber auch den Vorteil, dass im Fall der Fälle immer noch genügend Trippleine einholbar ist, um auch wirklich effektiv an ihr zu ziehen.
Wieviel Kette darf’s beim Ankern nun sein?
Seit einigen Jahren ankern wir nach der Formel, die Sönke Roever mal empfohlen hat, und fahren damit bisher sehr gut. Dabei ist entscheidend, wieviel Kette auf dem Grund liegt und dort zusammen mit dem Anker für die Haltekraft sorgt. Unter normalen Verhältnissen sollten 20 bis 25 m Kette auf dem Grund liegen. Die insgesamt zu steckende Kette berechnet sich dann wie folgt:
25 m + 5 m Radius + Wassertiefe bei Hochwasser in Metern = Kettenlänge in Metern.
Die 5 m Radius ist der Teil der Kette, der in einem lockeren Bogen nach oben geht und nicht mehr wirklich etwas zur Haltekraft beiträgt. Wenn man also auf 8 Meter Wassertiefe ankert, dann ergibt sich 25 + 5 + 8 = 38 m.
Das ist für Normalbedingungen absolut ok. Wenn es mal mit mehr als 20 Knoten weht, dann darf es auch durchaus mehr sein. Beim Ankern hilft tatsächlich mehr auch mehr.
Ein zweites Ding dabei ist die Wassertiefe. Auf 3 m liegt man ungemütlicher und »härter« vor seiner Kette als auf 10 m, weil die Pufferwirkung der Kette auf 3m geringer ist, selbst wenn man mehr Kette steckt. Etwas Geometrie macht hier sofort klar, warum das so ist. Deswegen ankern wir auch lieber in etwas tieferem Wasser. Am Ende findet man seinen Ankerplatz aber immer über den Entscheidungsmix aus Ankergrund, Wassertiefe, zur Verfügung stehender Platz, Windrichtung, Windwellen, Schwell und Abdeckung.
Die Olympischen Ringe des Ankerns
Genauso wie unter Wasser, ist das Ankern auch über Wasser eigentlich nur Geometrie. Es gibt zwei ziemlich banale Tatsachen, die aber wohl zu den größten Mysterien des Ankerns gehören. Erstens bleibt das Schiff nicht dort liegen, wo man den Ankers fallen lässt und zweitens bewegt es sich, sofern natürlich der Anker hält, maximal auf einem Kreis um den Anker herum.
Natürlich verdreht nun jeder die Augen und sagt: »Gott, wie blöd sind die denn von der PINCOYA nur?« Doch diejenigen, die schon öfter mal auf belebten Ankerfeldern geankert haben, werden nicken und einen Seufzer der Erinnerung an die beklopptesten Ankermanöver ausstoßen.
Die einfache Regel ist, wenn sich zwei Schwojkreise nur etwas überlappen, und die Überlappung nicht über das Zentrum, also den Punkt, wo der Anker des anderen liegt, führt, liegt man weitgehend gut. Um das richtig einschätzen zu können, helfen z.B. Ankerbojen sehr gut. Nicht nur einmal hat unser Hinweis, dass genau dort, eben unter unserer Ankerboje auch unser Anker liegt, zu großem Erstaunen geführt. Eine solche Geometrie wahrt zwar immer noch nicht die Privatsphäre des anderen, man wird aber mit der Zeit bescheiden und wir sind schon froh, wenn es nicht direkt zu einer Kollision kommt. Da alle in einem Ankerfeld meist auch sehr ähnliche Kettenlängen gesteckt haben, kommt diese Regel auch eigentlich immer ganz gut hin. Besonders wenn man noch einige Meter Sicherheitsabstand einrechnet.
Und wenn man dann noch weiß, dass der eigene Schwojkreis ungefähr den Radius der selbst gesteckte Kettenlänge hat, und der Anker vielleicht beim Einfahren noch etwas verrutscht, dann kann eigentlich schon nichts mehr schief gehen.
Setzen und Einfahren des Ankers
Man setzt den Anker dort, wo man den Mittelpunkt seines Schwojkreises haben möchte. Siehe vorstehend. D.h. z.B. minimal etwa 100 m in Luv eines anderen Ankerliegers, wenn man davon ausgehen kann, dass der z.B. 40 m Kette gesteckt hat. Wenn man dann selbst auch etwa 40 m Kette steckt, dann wird man, sofern der eigene Anker gleich hält, etwa 20 m in Luv des Ankers des anderen Ankerliegers zum Liegen kommen. Eine relativ sichere Bank ist auch immer, den Anker hinter den Heck des anderen zu setzen.
Richtig gut ist es natürlich, wenn der andere Ankerlieger eine Ankerboje gesetzt hat, denn dann kann man prima sehen, wo der Anker des anderen liegt. Ankerlieger liegen nämlich nicht immer vor einer gestreckten Ankerkette, beim Ankern schwabbelt und schwojt alles immer so vor sich hin.
Wenn wir dann den richtigen Punkt gefunden haben, dann setzen wir den Anker auf den Grund und gehen ganz langsam rückwärts, so dass sich die Kette möglichst schön gerade und nicht als Haufen ablegt. Und weil wir es gerade eben wieder gesehen haben, man sollte sein Schiff aufstoppen und nicht den Anker in Vorwärtsfahrt einfach rauswerfen. Lässt man den Anker gerade so viel herunter, dass er so eben die Wasseroberfläche berührt, kann derjenige, der den Anker vorn bedient, wunderbar sehen, wann das Schiff steht.
Manchmal ist das Wasser klar genug, dass man sehen kann, wenn der Anker auf dem Grund ist. Eine andere sichere Methode ist, die Trippleine durch seine Hand laufen zu lassen und wenn da dann nichts mehr läuft, dann ist der Anker unten. Eine anfängliche Haufenbildung der Kette über dem Anker trägt in der Regel nicht dazu bei, dass der Anker besser hält. Also möglichst die Kette schön sauber in ganz leichter Rückwärtsfahren auf den Grund legen. Wenn das Schiff rückwärts ausbricht, stoppen wir das Herauslassen der Kette, warten bis die Dame sich wieder eingefangen hat und legen dann weiter möglichst gerade alle benötigte Kette auf den Boden. Ist der Wind nur schwach, hilft Rückwärts im Leerlauf.
Danach kommt der Kettenstopper rein und wir fahren den Anker anfangs vorsichtig und sobald sich die Kette fast ganz gehoben hat, kräftig ein. In 90% der Fälle war’s das dann. Wenn nicht oder wenn man sich doch mit seinem Schwojkreis verschätzt hat, dann macht man’s eben noch mal.
Abtauchen des Ankers
Das beherzte Abtauchen des Ankers ist kein Indiz dafür, dass man nun ein echter Profi ist. Obwohl man sich zugegeben gerne so fühlt, wenn das Wasser um einen herum nun endlich mal warm ist und türkis blau schimmert. Keine Sau taucht seinen Anker in grautrüben und 5° kaltem Wasser ab. Und genauso, wie der Anker in kaltem und trüben Wasser hält, wenn man ihn richtig gesetzt und eingefahren hat, hält er auch in türkisem und warmem Wasser.
Klar ist es schön, mal zu schauen, wie er denn nun liegt. Doch ein sofortiges Schwimmerchen dient eher dem Wohlbefinden als der Haltekraft des Ankers.
Teufelskralle oder Kettenhaken
So etwas ist unabdingbar, um beim Ankern die Zuglast von der Ankerwinde zu nehmen. Man sollte die auftretenden Kräfte nicht unterschätzen, denn man ankert ja nicht immer nur bei Flaute. Und es lohnt sich durchaus, einen ordentlich dimensionierten Kettenhaken zu kaufen, die Kräfte, die bei Starkwind auftreten, sind schon enorm.
Wir belegen unseren Kettenhaken seitlich über zwei Festmacherleinen auf beiden Bugklampen. Und da unsere Bugklampen dafür etwas weit hinten sitzen, geht ein dünnerer Haltetampen (nur eine normale 8mm Strippe) zum vorderen Punkt unseres Bugspriets. Die hat nur die Aufgabe bei Flaute, wenn die Kette senkrecht nach unten hängt, zu verhindern, das der Kettenhaken mitsamt Kette gegen unseren Bug klopft.
Natürlich könnte man den Tampen des Kettenhakens auch über die Kettenrolle führen. Das mögen wir aber nicht, weil sich das dann doch immer irgendwie mit der Kette bekneift. Mit zunehmenden Windstärken werden die Ankermanöver schon schwierig genug, da brauchen wir dieses zusätzlich Theater nicht auch noch.
Ankerwirbel
Sehr sinnvoll und eigentlich geht es nicht ohne, denn wer will schon seinen Anker zusammen mit der Kette in die richtige Position für die Ankerhalterung drehen?
Befestigung der Ankerkette am Schiff
Die Ankerkette sollte in jedem Fall irgendwo im Ankerkasten an einem wirklich soliden Punkt mit dem Schiffsrumpf verbunden werden. Wenn alles ausrauscht, dann ruckt an diesem Punkt das gesamte Gewicht des Ankergeschirrs ein. Und bei Wind noch viel mehr. Der Punkt muss das also halten können, sonst kann man es gleich vergessen.
Eine austauschende Ankerkette ist nicht zu stoppen!
Die Verbindung darf aber auf keinen Fall »hart« über einen Schädel erfolgen, sondern sollte immer mit einer Strippe hergestellt werden. Sollte man im Fall der Fälle doch mal sein Ankergeschirr wegwerfen müssen, schneidet sich eine Strippe einfacher durch, als sich ein Schäkel aufschraubt.
Wir haben unsere Kette an dem durchgeschraubten Bugbeschlag vom zweiten Vorstag und der Starkwindfock mit mehreren Törns einer 5mm Dyneema-Strippe mit Mantel festgetüddelt.
Kettenstopper
Ein Ketterstopper ist ein zusätzlicher Beschlag, der in die Kette oder in den die Kette eingehakt wird, um die Last von der Ankerwinde zu nehmen. So ein Ding ist mehr als sinnvoll, aber man findet in den Zubehörläden meist nur wirklich niedliche Spielzeugschnappies, die mit kleinen Schräubchen zusätzlich montiert werden können.
Wir hatten lange gar keinen und haben die Kette mit der Winschkurbel über die Ankerwinde gehalten. Dann mussten wir aber einmal bei 45 Knoten Anker auf gehen. Die Kräfte, die da auf die Kette wirken, sind schlicht furchteinflößend. Natürlich konnten wir die Kette nur einholen, während wir immer wieder kräftig unter Motor gegenan fuhren. Immer wieder brach die PINCOYA aus und krachte so hart in die Kette, das wir es kaum über die Ankerwinsch halten konnten. Das Problem begann sofort mit dem Lösen der Ankerkralle, danach war die ganze Sache nicht mehr wirklich ungefährlich. In solchen Momenten kribbelt es richtig im Bauch, wenn man sich immer wieder sagt, dass man nun unter keinen Umständen seine Finger dazwischen bekommen darf.
Nach diesem Erlebnis haben wir uns einen Kettenstopper aus 8 mm Niro machen lassen. Die Idee dazu war recht simpel, denn wir haben auf unserem Bugspriet einen Kettenführungsbügel, der dem Stopper nun auch als Widerlager dient.
Wir nutzen den Kettenstopper in drei Situationen:
– Um die Last von der Winde zu nehmen, wenn wir den Anker einfahren, und eben noch kein Kettenhaken ausgebracht ist.
– Als doppelte Sicherung zusätzlich zum Kettenhaken, besonders unter Starkwindbedingungen
– Und sozusagen als dynamische, immer wieder neu einsetzbare Kettenhalterung, wenn wir mal unter wirklich schlechten Bedingungen Stück für Stück Anker auf gehen müssen. Dann gibt es immer wieder Wartezeiten, in denen man die Kette nicht weiter einholen kann, und genau in diesen Momenten braucht man einen stabilen Kettenstopper, um die Last von der Winde zu nehmen, während man auf den nächsten günstigen Moment wartet, um weiterzumachen.
Ankerwache
Segeln haben wir beide von Seebären gelernt, für die es selbstverständlich war, die liebe lange Nacht Ankerwache zu gehen. Etwas anderes war unseemännisch!
Heute haben wir aber das 21ste Jahrhundert und jede Menge absolut verlässliche Elektronik. So lassen wir die Elektronik für uns Ankerwache gehen, während wir schlafen. Und wenn sich das Wetter so verschlechtert, dass es ratsam wird, selbst mal zu gucken, dann wacht man eh auf und bleibt dann auch meist wach, weil es keinen Spaß mehr macht, weiterzuschlafen.
Standardmäßig stellen wir die Ankerwache, sobald wir eine Viertelstunde vor dem eingefahrenen Anker gelegen haben, auf einen Kreis von 0,02 Seemeilen, also rund 36 m ein. Das weckt einen zwar auch bei Winddrehern, aber es schadet ja auch nicht, wenn man merkt, dass sich der Wind dreht.
Tipp:
Besonders elegant finden wir, wenn wir beim Ankern einfach in einer Navigations-App den Track weiter mitlaufen lassen. Ein Blick genügt dann, um zu sehen, ob man sich aus seinem Kreis heraus bewegt hat. Sehr komfortable ist das auch nachts auf dem Handy, dann muss man die warme Koje gar nicht verlassen 😇.
Vor einem oder zwei Ankern
Wer bei Starkwind nur einmal einen Anker aufgeholt hat, der mag gar nicht daran denken, wie unmöglich es ist, so etwas auch noch mit zwei Ankern zu machen. Wir beherzigen da gerne das, was Skip Novak zum Ankern in seinen Videos erklärt, und können auch nur bestätigen, dass man immer in der Lage sein muss, sehr schnell zu reagieren. Hätten wir 2019 hinter Culatra zwei Anker draußen gehabt, hätte uns der auf Drift gegangene Dreimaster definitiv versenkt.
Reitgewicht
Mit dem Reitgewicht ist es ähnlich wie mit dem zweiten Anker. Zu viel Ankergedöns kostet im Zweifelsfall zu viel Zeit. Fährt man eine gut dimensionierte Kette und steckt davon auch ausreichend viel, erübrigt sich ein Reitgewicht. Sicher gibt es für ein Reitgewicht auch gute Gründe, wenn man nur eine Trosse zum Ankern fahren kann. Haben wir aber aus guten Gründen nicht.
Außerdem beschränkt ein Reitgewicht den Schwojkreis. Das ist nicht grundsätzlich schlecht, aber wenn man in einem Ankerfeld der einzige ist, der einen viel kleineren Schwojkreis hat, dann kann das durchaus auch unangenehm enden.
Landleinen
Damit haben wir (noch) keine Erfahrung, wir kennen zwar die Theorie, aber bisher waren Landleinen noch nie notwendig.
Deckwaschpumpe
Eigentlich ein profanes Ding, aber unglaublich hilfreich, wenn der Ankergrund modderig ist. Ist eine Deckwaschpumpe vorhanden, kann man die Kette gleich abspülen, während man den Anker einholt. Das erspart viel Dreck im Ankerkasten.
Ankerlicht
Es wäre schön, wenn alle Ankerlieger auch wirklich ein Ankerlicht einschalten würden. Das hilft insbesondere Ankommenden in der Nacht. Und wenn das Ankerlicht dann auch noch rundherum sichtbar ist, dann wäre das richtig toll.
zweites Ankerlicht
Wenn man vor einer Küste mit vielen Lichtern ankert, dann ist es schwierig, überhaupt irgendwelche Ankerlichter im Top auszumachen. Auf solchen Ankerfeldern setzen wir unten auf dem Geräteträger ein zweites Ankerlicht, das auch das Schiff etwas beleuchtet, in der Hoffnung, dann besser gesehen zu werden.
Ankerball
Wir setzen noch einen Ankerball, auch wenn das wohl zunehmend als unseemännisch gilt 🧐.
Ankerbedienung an der Steuersäule
Normalerweise bedienen wir den Anker am Bug. Ist man allein, ist eine Bedienmöglichkeit von achtern schon sehr hilfreich.
Radar und Range Finder
Fährt man auf der Suche nach dem richtigen Plätzchen in ein Ankerfeld, stellt sich ja immer die Frage, wie weit die anderen denn nun gerade weg sind. Hier helfen zwei Dinge ungemein.
Erstens der Radar. Wir stellen die Entfernungskreise z.B. auf 50 m oder 100 m ein und schon kann man genau sehen, wie weit die anderen Ankerlieger entfernt sind und ob es passen kann, wenn man hier oder dort seinen Anker fallen lässt.
Das zweite ist ein kleines Helferchen, das eigentlich aus dem Golfsport kommt. Ein sogenannter »Range Finder«.
Damit misst der Golfer die Entfernung zum nächsten Ziel, um die Schlagkraft in seinem Oberarm genau richtig einzustellen. All das ist dem Segler natürlich vollkommen egal, aber mit einem Range Finder lassen sich Entfernungen in Sekunden absolut genau messen. Katamaran rechts 56 m, Felsen vor Küste 124 m und Franzose achtern nun 43 m. Das ist nicht nur absolut hilfreich, sondern auch ein nettes Unterhaltungsprogramm beim Ankerbier, denn kaum einer kann Entfernungen auch nur halbwegs richtig einschätzen.
Das Ding funktioniert auch nachts, hat aber leider kein beleuchtetes Display, weil kaum jemand nachts Golf spielt. Aber wenn man sich nach dem Messvorgang flugs eine kleine Lichtquelle sucht, kann man das Messergebnis dennoch ablesen.
Besonders hilfreich ist dieses Teil auch, wenn man schon lange vor Anker liegt und der unvermeidliche Ankermagnetismus weitere Ankerlieger wie magisch anzieht. Auch unter Starkwindbedingungen kann man in Sekunden checken, ob man immer noch 145 m vor der Küste liegt oder der Nachbar einem nicht doch näher kommt.
Ein Range Finder ist definitiv ein Helferchen, das jeder haben sollte. Man kann auch den preiswertesten kaufen, denn außer dem Messen der Entfernung, braucht man keinen zusätzlichen Schnickschnack.
Bluetooth Headset und Gegensprechanlage
Natürlich verabredet man eine Art Zeichensprache mit dem Rudergänger. Das klappt manchmal sogar recht gut und sieht auch echt professionell aus. Aber zu oft gehen einem in unvorhergesehen Situationen zu schnell die abgesprochenen Zeichen aus. Und wenn man sich bei Starkwindbedingungen am Bugkorb festklammern muss, dann schränkt das die Möglichkeiten der Zeichensprache noch zusätzlich ein. Natürlich geht es meist trotzdem mit Zeichensprache oder Brüllen, aber es geht auch einfacher.
Nach mehreren Ankermanövern bei Starkwind, die unsere Zeichensprache definitiv überfordert haben, haben wir uns Bluetooth Kopfhörer zum Gegensprechen gekauft. Und was sollen wir sagen, noch nie haben wir so entspannt geankert. Auch wenn unser Schiff nur 11,5 m hat und man meinen sollte, dass eine Kommunikation über 11,5 m kein Problem sein sollte, die Praxis zeigt, das alles wesentlich leichter geht, wenn man einfach miteinander sprechen kann.
Und nicht nur beim Ankern haben sich die Kopfhörer nun schon bewährt, auch z.B. beim Setzen des Parasailors hilft eine einfache Kommunikationsmöglichkeit ungemein.
Nach etwas Recherche haben wir die Sena Expand Boom gekauft. Das, was in der Produktbeschreibung steht, ist atemberaubend, aber in der Praxis leider nicht ganz nachvollziehbar. Die Kopfhörer haben definitiv keine Audioqualität und die Reichweite liegt auch nur bei ca. 100 m (sichtbare Luftlinie), wenn man noch verstehen möchte, was der Gesprächspartner sagt. Es knackt und knirscht, aber man kommt auf handelsüblichen Yachten damit sehr gut klar. Windgeräusche werden allerdings erstaunlich gut kompensiert. Das Mikrophon muss direkt an den Lippen sein, sonst nimmt die Verständlichkeit schnell ab. Alles in allem ist die Qualität bei weiten nicht das, was die Werbung verspricht, aber jede Kommunikation geht mit den Headsets wesentlich besser als ohne.
AIS
Es wäre schön, wenn alle Ankerlieger auch einfach ihr AIS eingeschaltet lassen würden. Das hilft insbesondere Ankommenden und das nicht nur in der Nacht.
😩 Ankermagnetismus 😩
Der Ankermagnetismus ist ein Phänomen, das so unvermeidbar zu sein scheint wie die Gravitation auf der Erde. Ankert man ganz allein vor einer Küste, kann man mit 150%iger Sicherheit davon ausgehen, dass es spätestens in den nächsten 3 Stunden um einen herum eng wird.
Kurz bevor ich diese Zeilen schreibe, lassen wir unseren Anker vor Papagayo im Süden von Lanzarote fallen. Der gesamte Küstenabschnitt ist leer, bis auf einen Franzosen, der ganz im Westen, in etwa einem Kilometer Entfernung zu uns ankert. Insgesamt gähnen vor Papagayo fast 2 Kilometer (!) leerer Ankergrund. Und abends liegen bei uns drei weitere deutsche Yachten in einem Umkreis von knapp 90 m. D.h. 4 (!) Schiffe auf 90 m und alle mit ungefähr 40 m Kette! Und drumherum ist der gesamte Küstenabschnitt weiterhin vollkommen leer. 1000 m schönster, verträumter Ankergrund zwischen uns und dem Franzosen! Nur rund um den Franzosen, der heute früh auch schon dort lag, tummeln sich nun auch wenigstens vier weitere Yachten. Das ist Ankermagnetismus!