(Stand 2022)
Unsere Navigationselektronik ist sozusagen dreigeteilt bzw. es gibt drei Standbeine.
(I) Die klassischen Instrumente
Dazu zählen wir nicht nur
-
- die Windanzeige mit Geber im Masttop, das Echolot und die Logge von B&G,
sondern auch - einen Furuno GP 32 mit Tochteranzeige Nasa Clipper GPS,
- den AIS-Transponder von Digital Yacht AIT 2000 zusammen mit den NMEA-WLAN-Router WLN10HS ebenfalls von Digital Yacht
und - den B&G Autopiloten NAC 3 mit zwei Bedieneinheiten.
- die Windanzeige mit Geber im Masttop, das Echolot und die Logge von B&G,
Vielleicht liegt es ja daran, dass wir zum Segeln gekommen sind, als es noch gar keine Plotter gab. Natürlich kann ein Plotter auf seinem Display alle Daten anzeigen, die in einem NMEA-Netzwerk zur Verfügung stehen. Doch wir mögen Einzelinstrumente lieber als die All-in-one-Anzeige eines Plotters. Außerdem wollen wir nicht irgendwo drücken und umschalten müssen, um eine für uns wichtige Information angezeigt zu bekommen. Das erscheint vielleicht gerade heute in einer Zeit, in der elektronische Instrumente dazu neigen, alles zu können, etwas hausbacken, aber uns gefällt das so. Und weil das so ist, haben wir im Cockpit drei Triton2-Anzeigen und die Tochteranzeige des Furuno.
Eine Triton2-Anzeige ist nur für die Windanzeige und die Windhistorie, die zweite zeigt die Tiefe, SOG (speed over ground), STW (speed through water) und die Uhrzeit an.
Die dritte Triton2-Anzeige sitzt an der Steuersäule und ist reserviert für den Autopiloten. Daneben befindet sich auch das Bedienpanel für den Autopiloten. Dies sind die Basisanzeigen, die auf den einzelnen Displays eigentlich immer so eingestellt sind. Natürlich können wir alle Anzeigen auch umstellen, denn wir haben noch zusätzlich Anzeigezusammenstellungen konfiguriert, die uns sinnvoll erscheinen. Ein wichtiger Punkt ist vielleicht noch, dass wir auf die Triton-Anzeige an der Steuersäule, die eigentlich ausschließlich für den Autopiloten vorgesehen ist, auch die AIS-Anzeige einblenden können. Sollte einer von uns über Bord gehen und sein AIS-Sender in der Weste auslösen, können wir so genau sehen, wo wir hinfahren müssen, um ihn wieder einzusammeln.
Unter Deck haben wir dann die vierte Triton2-Anzeige und ein weiteres Autopilot-Bedienpanel montiert, so können wir bei kaltem und schlechtem Wetter auch komplett aus dem Decksalon heraus steuern.
(II) Elektronische Navigation
Unsere alltägliche elektronische Navigation erledigen wir ausschließlich mit dem iPad. Dazu nutzen wir die Apps iSailor und Navionics. Beide Apps haben Vor- und Nachteile, deswegen sind wir dazu übergegangen, die Apps jeweils im Bereich ihrer Stärken zu nutzen. Die Stärke von iSailor liegt für uns ganz klar in der Bedienung und Anzeige. Bei Navionics sind allerdings die Karten oftmals schneller aktualisiert und detailreicher. D.h., wenn wir z.B. in eine Ankerbucht, einen Flusslauf oder eine Marina fahren, dann schauen wir immer auch auf die Navionics App. Fahren wir nur Strecke, dann läuft auf dem iPad nur die iSailor App.
Etwas ärgerlich ist zurzeit – wir haben gerade 2022 -, dass iSailor doch etwas schwächelt. Seit 3 Jahren hat es kein UpDate für die App selbst mehr gegeben und nun wird die Tides- and Current-Option wegen angeblicher technischer Probleme nicht mehr angeboten. Das riecht für uns inzwischen sehr danach, dass iSailor doch eher auf einem absteigenden Ast ist. Als Wärtsilä iSailor vor einigen Jahren übernahm, dachten wir eigentlich, dass damit eine solide Weiterentwicklung gesichert wäre. Aktuell sieht es allerdings nicht so aus.
Aus diesem Grund haben wir gerade damit begonnen, uns auch die App von C-Map und auch SEAiq anzusehen, doch zu diesen Apps können wir noch nichts Fundiertes sagen, werden aber zu gegebener Zeit sicher einen Nachtrag schreiben.
Der große Vorteil einer Navigation mit dem iPad liegt darin, dass iPads schlicht wesentlich weniger Strom verbrauchen als die gesamte Mimik mit einem Plotter. Außerdem ist es unglaublich bequem, weil man das iPad immer einfach dorthin mitnehmen kann, wo man gerade navigieren oder planen will. Und da wir beide ein iPad haben, stehen die beiden auch häufig mal nebeneinander. Dann läuft z.B. auf dem einen iSailor und auf dem anderen Navionics oder eine der beiden Apps in unterschiedlichen Zoom-Stufen.
Da die Apps auch auf dem iPhone laufen, haben wir noch zwei weitere Möglichkeiten der Anzeige. Das ist nicht nur bei Nachtfahrten sehr bequem, wenn wir im Decksalon sitzen, sondern auch, wenn es mal vor Anker etwas unruhiger ist, denn dann müssen wir die warme Koje nicht verlassen, um die eigene Ankerposition im Auge zu behalten. Die Möglichkeiten sind vielfältig und wie gesagt eben auch sehr bequem.
Auf Langschlägen sollte man einkalkulieren, dass weder iSailor noch Navionics die Großkreisnavigation beherrschen. Das ist für kurze Strecken vollkommen egal, aber auf unserem Trip von den Azoren nach Galizien unterschieden sich die Kurse, die der Furuno zu unserem Zielpunkt errechnete und die iSailor und Navionics errechneten, doch schon deutlich.
Und eines sollte auch nicht unerwähnt bleiben, die Displays von iPads schlagen die Displays von Plottern um Längen. Vielleicht wird es auch Plotter geben, die an die Displayqualität eines iPads herankommen oder sogar schlagen, aber sicher nicht zu dem Preis eines iPads.
Schutzhülle?
Während wir unterwegs sind, stehen unsere iPads ohne besondere Hülle einfach unter der Sprayhood. Hierfür haben wir uns selbst eine kleine Holzhalterung gebastelt. Hierzu haben wir einfach in ein Brett eine schräge Nut gesägt, in die das iPad passt und fertig. Und wenn es bei achterlichem Wind mal wirklich unter die Sprayhood regnet, stellen wir es einfach rein, entweder auf den Tisch im Decksalon oder direkt hinter die Scheibe des Decksalons. Vor zu viel Sonne muss man die iPads allerdings schützen, auch gerade unter der Sprayhood, sonst wird ihnen schnell zu warm. Unsere beiden »neuen« iPads sind nun schon 6 Jahre alt und machen diesen harten Einsatz immer noch klaglos mit. Es ist schon erstaunlich, wie robust die Teile sind, das haben wir ihnen anfangs so nicht zugetraut. Und bei uns sind sie wirklich im harten Dauereinsatz, auch weil wir speziell die iSailor-App ergänzend als Ankerwache nutzen. D.h. die iPads laufen auch schon mal einige Wochen einfach so rund um die Uhr durch.
Warum eigenständige Navi-Apps und nicht einfach die B&G-App?
Um über das iPad zu navigieren, könnte man auch die B&G – App Link auf dem iPad nutzen. Für Raymarin gibt es Ähnliches. Das setzt allerdings voraus, dass der Plotter läuft und auch in Reichweite seinen Dienst tut. Und genau damit haben wir auch schon die beiden Ausschlusskriterien, wir wollen den Stromverbrauch des Plotters nicht ständig haben und wir wollen vollkommen unabhängig z.B. auch zuhause oder in einer Strandbar unsere nächste Route planen können. Natürlich haben wir trotzdem die B&G-App mal ausprobiert, konnten aber bisher mit ihr nur sehr mäßige Erfolge feiern. Und die Latenz sorgt auch nicht gerade dafür, dass sich die Begeisterung für die App ins Euphorische steigert.
Wirklich nur iPads?
Wenn wir eingangs geschrieben haben, dass wir unsere »alltägliche elektronische Navigation ausschließlich mit dem iPad erledigen«, war das nicht ganz richtig. Es läuft nämlich immer auch der Furuno GP 32 mit. Da wir keine Routen-Navigatoren sind, sondern immer nur via GOTO auf dem Furuno den nächsten relevanten Wegepunkt ansteuern, sofern es so einen überhaupt gibt, nutzen wir die Routenfunktionen der Apps eigentlich nie. Es gibt nur eine einzige Ausnahme. In kniffeligen Revieren wie z.B. den schwedischen Schären, wo all die Inseln und Fjorde irgendwie gleich aussehen und man immer unsicher ist, wo man abbiegen und reinfahren soll, planen wir unsere Etappen mit Routen sehr akribisch und drehen sogar während der Fahrt den View in Fahrtrichtung und lassen ihn nicht auf Nord.
D.h. für unsere Alltagsnavigation schauen wir auf die elektronischen Seekarten von iSailor und Navionics und auf dem Furuno geben wir mit einem Wegepunkt das nächste Ziel grob vor, wenn es denn sinnvoll ist.
GPS und AIS
Nur iPads mit einer SIM-Karte haben auch den GPS-Chip. Wieso Apple diesen Blödsinn gemacht hat, wissen wir nicht. Vielleicht als Kaufanreiz für die teureren SIM-Karten-iPads. Wir haben aber »nur« WiFi-iPads, also müssen wir das GPS-Signal exterm »zufüttern«. Vollkommen unabhängig von jeglicher Schiffselektronik haben wir dafür die »Böse Elfe«, die man im Internet besser unter “Bad Elf” findet. Dieses via Bluetooth an das iPad gesendete GPS-Signal ist vollkommen identisch mit dem internen iPad-GPS-Signal und steht somit jeder App auf dem iPad vollkommen transparent zur Verfügung.
Die zweite Möglichkeit, ein GPS-Signal in das iPad und speziell die Apps für die elektronische Navigation zu bekommen, ist ein NMEA-WLAN-Router. Wir haben so einen Router von Digital Yacht, um primär die AIS-Signale auch auf den iPads in den Navigations-Apps zu sehen. Natürlich kommt mit diesen AIS-Signalen auch ein GPS-Signal daher, sonst würde der ganze Spaß ja auch nur wenig Sinn machen. Der große Unterschied zu der Bösen Elfe ist der, dass allen nicht Navigations-Apps auf dem iPad ein NMEA-Signal herzlich egal ist und sie das auch nicht verarbeiten können.
p.s. zur Bösen Elfe:
Mit der Bösen Elfe zeichnen wir auch unsere Tracks auf, die man in unseren Blogs findet und diese Tracks setzen wir zusätzlich über Google Earth zu einer Gesamtfahrtstrecke zusammen.
(III) Radar / Plotter
Den Vulcan 12 von B&G haben wir ehrlich gesagt nur wegen des Radars gekauft und so setzen wir ihn auch nur in typischen Radarsituationen ein. Bei Nebel und allen irgendwie unsichtigen und auch unübersichtlichen Situationen, aber auch nachts und bei Ein- und Durchfahrten, wenn wir uns nicht ganz sicher sind, ob die Karten wirklich mit der Realität übereinstimmen. Deswegen nutzen wir den Radar auch nur im Overlay-Modus mit der Seekarte. Das alles ist eine prima Sache, die wir auch schon mehrmals richtig schätzen gelernt haben, denn nicht nur einmal sind wir in Häfen eingelaufen, deren Molen wir erst gesehen haben, nachdem sich am nächsten Tag der Nebel verzogen hatte.
Der Vulcan 12 steht fest montiert unter Deck, ist aber wegen unseres Decksalons sehr gut von der Steuersäule einsehbar.
Mit großen Abstand am häufigsten nutzen wir den Plotter und das Radar beim Ankern. Wenn wir uns in einem Ankerfeld ein Plätzchen suchen, dann ist es für uns trotz aller Erfahrung und auch mit dem Rangefinder immer sehr schwer, die Abstände zu den anderen Ankerliegern richtig einzuschätzen. Deswegen fahren wir immer mit Radar in ein Ankerfeld, stellen die Entfernungskreise auf z.B. 50 m und können so genau sehen, wo wir noch dazwischen passen und unseren Anker fallen lassen können.