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Peterhead (SCO) -> Farsund (N)
\nDistanz: 285,2 sm Gesamtdistanz 2023: 8.203,7 sm<\/p>\n

\"\u201evon <\/a><\/p>\n

\u201evon Peterhead (SCO) -> Farsund (N)\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nIm Gro\u00dfen und Ganzen hat unser Wetterfenster Bestand. Nachdem es am Samstagabend etwas ruhiger geworden war, sausen in der Nacht zum Sonntag noch einmal schwere Sturmb\u00f6en durch den Hafen. Ab 3:00 wird es wieder ruhiger. Die Wettermeldungen von den Bohrinseln in der Nordsee zeigen zwar auch, dass das Sturmtief nach Osten abzieht, doch das macht die erste H\u00e4lfte unserer Strecke auch noch nicht gem\u00fctlicher. Obwohl es in Peterhead fast windstill ist, melden sie auch am Sonntagvormittag noch 20 bis 25 kn Wind. Das ist schon mal deutlich weniger als 35 bis 40 kn, aber immer noch eine ganze Menge. Leider gibt es von den Bohrinseln keine Angaben zu den Wellenh\u00f6hen, aber die d\u00fcrften immer noch bei rund 3,0 m liegen.<\/p>\n

Das auf die Nordsee einschwenkende Zwischenhoch bringt das erste Wetterfenster seit fast zwei Wochen, um die \u00dcberfahrt zu wagen. Und wenn man den Vorhersagen glauben darf, dann wird es auch erst einmal das einzige f\u00fcr die n\u00e4chste Zeit bleiben. Der Jetstream hat sich verlagert bzw. verlagert sich mit \u00bbunserem\u00ab Zwischenhoch gerade. Danach gehen die Tiefs nicht mehr mit ihren Zentren direkt \u00fcber Irland und Schottland nach Osten, sondern kommen weiter s\u00fcdlich rein. Das hei\u00dft aber auch, dass sich all die Westst\u00fcrme, die bisher in so kurzer Abfolge \u00fcber den Atlantik kamen, dass zwischendrin keine Zeit f\u00fcr eine \u00dcberfahrt nach Norwegen war, nun von Ostst\u00fcrmen abgel\u00f6st werden, die es gleich ganz unm\u00f6glich machen, r\u00fcberzukommen. Dieser Herbst ist wirklich schwierig.<\/p>\n

Mit unserem Wetterfenster haben wir nur 2 1\/2 Tage, um r\u00fcberzukommen. Fr\u00fcher als diesen Sonntagmittag konnten wir nicht starten, und bis Dienstagabend m\u00fcssen wir in Norwegen sein. Der Sonntagmittag als Startzeitpunkt ist schon sportlich, eigentlich ist es schlau, nach einem Tief noch etwas abzuwarten, bis sich die See wieder beruhigt hat. Aber dazu ist keine Zeit, denn das, was danach aus Osten kommt, wird richtig schlimm und sich aller Wahrscheinlichkeit nach zu einem echten Ost-Orkan auswachsen. Uns sitzt also die Zeit direkt im Nacken.<\/p>\n


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\"\u201eUnser <\/a><\/p>\n

\u201eUnser erster Tag der \u00dcberfahrt beginnt im Regen\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nUm kurz vor 12:00 sind wir fertig. Die Suppe, die wir gestern noch gekocht haben, steht im Topf in der Sp\u00fcle, ein frisches Brot ist gebacken, 6 Eier warten hartgekocht darauf, gepellt zu werden, und drei Rollen Kekse und Cracker liegen am Niedergang f\u00fcr den kleinen Hunger zwischendurch. Die Wettervorhersage sieht gut aus, die Wellen sollen bis Montag fr\u00fch schnell auf 2,0 m abnehmen und ein konstanter Wind von 15 kn soll uns gleichm\u00e4\u00dfig nach Norwegen bringen. Zwischendrin etwas schw\u00e4cher, aber noch ausreichend stark aus Nordwest. Es sieht gut aus, das einzige, was nicht so recht passt, sind die 4 kn Wind, die wir gerade in der Marina haben. Rechnet man die Abdeckung noch freundlich mit ein, sollten es eigentlich wenigstens noch 14 sein.<\/p>\n


\n

Wir verabschieden uns von Paul und hoffen, ihn und Iain irgendwann einmal in Edinburgh besuchen zu k\u00f6nnen. Genauso wie Niall und Joseph in Dublin. Wir haben so viele liebe Menschen hier und in Irland kennengelernt, es w\u00e4re sch\u00f6n, sie noch einmal zu besuchen.<\/p>\n

Dann melden wir uns bei Peterhead Harbour zum Auslaufen an und kriegen auch gleich ein Ok. Als wir ablegen, spielt Paul auf seiner Fl\u00f6te \u00bbAuld Lang Syne\u00ab. Es geht kaum sentimentaler, wir m\u00fcssen noch einmal zur\u00fcckkommen. Thank you, Paul!<\/p>\n

\"\u201ePaul <\/a><\/p>\n

\u201ePaul spielt f\u00fcr uns \u00bbAuld Lang Syne\u00ab\u201c<\/p>\n<\/div>\n

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Noch im Hafen setzen wir das Gro\u00df voll und verstauen alles seefest, bevor es aus der Einfahrt geht. Vor uns geht ein Fischer raus. Es ist immer gut, jemanden vor sich zu haben, wenn nicht ganz klar ist, wie es drau\u00dfen aussieht. Der Trawler ist einer der mittleren Gr\u00f6\u00dfe und er verschwindet nur zu einem Drittel zwischen den Wellen. So passt das. Dass es nicht ruhig und schmusig wird, ist uns klar, aber so lange der Trawler zwischen den Wellen nicht ganz abtaucht, ist es auch noch nicht wirklich schlimm. Zum zweiten sind keine Schaumkronen oder Brecher zu sehen. Wir erinnern uns an PE und unsere n\u00e4chtliche Ausfahrt aus Gij\u00f3n. Er fragte \u00fcber Funk: \u00bbAre there breakers? If not, it\u2019s ok.\u00ab Uns war es damals doch zu viel und deswegen haben wir vor Gij\u00f3n auch abgebrochen. Doch heute sieht\u2019s gut aus. Immerhin haben wir seitdem ja auch 15.000 Seemeilen mehr Erfahrung gesammelt.<\/p>\n

\"\u201eDa <\/a><\/p>\n

\u201eDa geht's raus …\u201c<\/p>\n<\/div>\n

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Gleich vor der Ausfahrt versetzt uns der Gezeitenstrom mit 2 kn nach S\u00fcden. Nicht optimal, aber anders ging es mit unserem Startzeitpunkt eben auch nicht. Doch auf der anderen Seite beschert uns der Versatz auch einen spitzeren Windwinkel. Das Gro\u00df und etwas sp\u00e4ter auch die Genua stehen recht vern\u00fcnftig. Unser Bug zeigt zwar nach Nordnordost, doch wir halten durch den Strom einen h\u00fcbschen Ostkurs, der uns knapp im Norden an den Windr\u00e4dern vor Peterhead vorbeif\u00fchrt.<\/p>\n

\"\u201eWir <\/a><\/p>\n

\u201eWir lassen Peterhead im Regen hinter uns\u201c<\/p>\n<\/div>\n

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\"\u201eEs <\/a><\/p>\n

\u201eEs geht knapp im Norden der Windr\u00e4der entlang.\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nDie Wellen sind hoch, aber rund, da sie mit dem Strom laufen. Sie haben gut 3,5 m. Allerdings passen die anf\u00e4nglichen 10 kn Wind nicht besonders gut zu diesen Wellen. So l\u00e4uft der Motor als St\u00fctze mit. Normalerweise versuchen wir ja, wenn es irgend geht, zu segeln, doch uns sitzt die Zeit im Nacken, denn unser Wetterfenster schlie\u00dft sich definitiv am Dienstagabend. Das ist ein hartes Ende, das wohl auch nicht mit sich diskutieren l\u00e4sst.<\/p>\n


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\"\u201eDas <\/a><\/p>\n

\u201eDas Wetter ist durchwachsen, die Wellen sind eine Herausforderung.\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nEtwa 6 sm vor der K\u00fcste kommt endlich Wind auf. Erst 12, etwas sp\u00e4ter 15 kn. Auch der Strom beginnt etwas sp\u00e4ter zu kentern, wodurch sich allerdings dann auch die Wellen aufsteilen. Langsam geht es auf die 20 kn Wind zu. Um uns herum sieht es ungem\u00fctlich aus, aber wir wissen ja, dass wir hinter dem Sturmtief sind. Vor 12 Stunden hat es hier noch mit mehr als 40 kn geblasen. Und der Wind hat Wellen zur\u00fcckgelassen, die sich wirklich sehen lassen k\u00f6nnen.
\nImmer wieder schiebt uns die ein oder andere Welle ziemlich h\u00e4sslich aus dem Ruder. Unser Autopilot meistert all das super, aber mit dem noch voll gesetzten Gro\u00df holen wir etwas zu sehr \u00fcber.<\/p>\n

Irgendwie ist mir nicht mehr gut \ud83e\udd22, doch ich versuche es zu ignorieren.<\/p>\n

Um nicht zu viel Segelfl\u00e4che im Wind zu haben, wenn die Wellen uns aus dem Ruder schieben, nehmen wir die Genua ins zweite Reff. Der Erfolg ist m\u00e4\u00dfig, wir haben hinten zu viel, wir m\u00fcssen das Gro\u00df einreffen, um den Druckpunkt f\u00fcr die Dreher nach vorn zu bekommen. Gl\u00fccklicherweise zeigt sich das Barometer gleichbleibend. Der Barograph ist inzwischen nicht mehr nur ein Hilfsmittel, wir vertrauen schon sehr auf den Trend.<\/p>\n

Das Reffen des Gro\u00df geht problemlos. Etwas ran und vor dem Wind einreffen. Routine.
\nBoah, was sind die Wellen brutal. Diesen Gedanken kann ich gerade noch zu Ende denken, das Reff ist drin, so viel Seemannschaft muss schon noch sein, dann setzt das Denken aus und \u2026 es ist Zeit, die Fische zu f\u00fcttern.
\nFast 8.000 sm liegen dieses Jahr schon in unserem Kielwasser und nun hat es die Nordsee geschafft. \ud83e\udd2e.<\/p>\n

Die Sache erleichtert, fast f\u00fchlt man sich richtig befreit, doch dieses Gef\u00fchl w\u00e4hrt nicht lange, denn die See ist mehr als heftig. Der Schiffsjunge droht zu einem Totalausfall zu werden. Ich erinnere mich an dieses Video des Hamburger Schlepperkapit\u00e4ns. \u00bbErst hat man Angst vorm Sterben, dann hat man Angst, nicht zu sterben.\u00ab Da wir beide ja nur bedingt seefest sind, kennen wir dieses Gef\u00fchl, auch wenn es uns schon lange nicht mehr erwischt hat. Sch\u00f6n ist das nicht, aber ein Zur\u00fcck gibt es eben auch nicht. Es ist hart sich zusammenzurei\u00dfen, besonders, wenn einem eigentlich alles egal ist.<\/p>\n

Astrid geht es noch gut, ich kann einige kleine Auszeiten gut gebrauchen. Astrid \u00fcbernimmt und versucht, mir auch noch etwas Beistand zu geben. Wir wissen es und wir kennen es, Seekrankheit formatiert den Kopf und \u00fcberschreibt alles mit \u00bbschei\u00dfegal\u00ab in GROSSBUCHSTABEN. Es ist schwer, dagegen anzugehen. Auch wenn man all das kennt und wei\u00df, es geht manchmal nicht, und selbst dann nicht, wenn man will. Seekrankheit l\u00e4sst den gr\u00f6\u00dften Dickkopf matschig werden. Und das ist f\u00fcr einen ausgemachten Dickkopf schon recht \u00e4rgerlich.<\/p>\n


\n

Um 20:00 Uhr segeln wir unsere 30.000ste Seemeile mit der PINCOYA. Dass wir die noch dieses Jahr ersegeln, ist schon bemerkenswert, denn erst im Januar sind wir mit der 22.000sten Seemeile gestartet. Und um 22:20 kommen wir zur\u00fcck in die \u00f6stliche Hemisph\u00e4re, die wir im Juni 2019 verlassen haben. Highlights, die Astrid noch tapfer protokolliert, w\u00e4hrend der Schiffsjunge recht angeschlagen vor sich hind\u00e4mmert.<\/p>\n

Doch dann ist auch die Capitana dran. Gleich, nachdem der Schiffsjunge seinen 5ten Versuch unternommen hat, sich zu befreien, startet die Capitana ihren ersten. Die Wellen sind einfach maximal schlimm, um nicht schon wieder dieses Wort mit \u00bbsch\u00ab zu benutzen. 3,5 m im Mittel, mit Klopfern dazwischen, die es locker bis 4,5 m schaffen.<\/p>\n

Der Wind nimmt zu, 25 kn im Mittel, wir m\u00fcssen funktionieren. Auch wenn\u2019s schwer f\u00e4llt, wenigstens zwischendurch mal zwei klare Gedanken auf die Reihe kriegen \ud83e\udd22. Links und rechts Bohrinseln und einige Versorger. Wenigstens sehen wir ihre Lichter nun in der Nacht besser. Tags\u00fcber sind sie in dem Nordsee-Einheitsgrau viel schwerer auszumachen.<\/p>\n


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Abwechselnd machen wir das N\u00f6tigste. Das N\u00f6tigste an Navigation und auch das N\u00f6tigste zum Segeln. Von dem Nordwest oder wenigstens einem Westnordwest ist keine Spur mehr zu sehen. Wir haben inzwischen einen glatten West, wenn nicht sogar Wests\u00fcdwest. So muss die Genua weg, doch der Wind reicht auch nur f\u00fcr\u2019s Gro\u00df. In solchen Wellen und vor dem Wind ist das bei uns eh die einzige Beseglung, die funktioniert. Viele fahren dann ja nur mit Genua, wir haben es noch nie hinbekommen, dass die Genua unausgebaumt in solchen Wellen auch nur halbwegs steht. Und ein Ausbaumen bei Nacht und in diesem Bedingungen ist auch schon ohne Seekrankheit ein Himmelfahrtskommando.<\/p>\n

Nur mit Gro\u00df ist Ruhe im Schiff, was nat\u00fcrlich relativ gemeint ist. Der Autopilot ist unser Held, er steuert die PINCOYA unerm\u00fcdlich durch die Wellen. Und unsere dicke Erna nimmt auch harte Einschl\u00e4ge vollkommen gelassen hin, l\u00e4sst sich vom Autopiloten zur\u00fcck auf Kurs steuern und zieht weiter durch die Nacht. Die Crew ist wieder einmal das schw\u00e4chste Glied in der Kette \ud83e\udd7a. Aber wir m\u00fcssen ja \u00bbnur\u00ab gucken, um einen Weg durch all die Bohrinseln zu finden. Zwischendurch k\u00f6nnen wir immer mal wieder f\u00fcr 10 Minuten abschalten und durchatmen. Dann wieder konzentrieren. Das ist nicht einfach, aber abwechselnd geht es. Mal rei\u00dft sich der eine, mal die andere zusammen. Spa\u00df geht irgendwie anders. Aber was hilft\u2019s, es gibt keine Alternative.<\/p>\n

Um 24:00 haben wir 64 sm geschafft, nur noch 220 sm liegen vor uns. Humor ist, wenn man trotzdem lacht \u2026<\/p>\n


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\"\u201eTag <\/a><\/p>\n

\u201eTag 2 beginnt …\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nIrgendwann kurz nach Mitternacht schl\u00e4ft der Wind innerhalb von 20 Minuten ein. Doch die Wellen bleiben, damit uns der Spa\u00df am Segeln nicht vergeht. 10 kn Wind passen nicht zu diesen Wellen. Also geht es unter Motor weiter. Das Gro\u00df lassen wir oben. Vielleicht rollen wir ja dadurch etwas weniger. Das ist wenigstens die Hoffnung, was allerdings auf unserem Vorwindkurs auch nur eine Hoffnung bleibt. Da das Gro\u00df erb\u00e4rmlich schl\u00e4gt, machen wir es ganz auf und fixieren es mit dem Bullenstander. So etwas wie den Bullenstander haben wir nat\u00fcrlich immer fest angeschlagen, so m\u00fcssen wir auch daf\u00fcr nicht aus dem Cockpit. Zus\u00e4tzlich fahren wir den Traveller ganz her\u00fcber, so dass der Winkel der Gro\u00dfschot zum Baum steiler wird. Das alles zusammen wirkt erstaunlich gut, denn wir rollen ja quer. So schl\u00e4gt das Gro\u00df kaum noch und wir k\u00f6nnen es guten Gewissens und vor allem ohne Angst vor Sch\u00e4den oben lassen.<\/p>\n


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\"\u201eAm <\/a><\/p>\n

\u201eAm Vormittag legt sich langsam der Seegang\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nBis zum Morgengrauen \u00e4ndert sich kaum etwas. 6 bis 10 kn Wind sind nichts, mit dem man in diesen Wellen vorankommen k\u00f6nnte. Wir haben inzwischen zig Bohrinseln und Versorger passiert. In der Karte sind Gebiete eingezeichnet, die man meiden soll, weil dort Gasaustritte beobachtet wurden. Wahrscheinlich Nebenwirkungen dieser intensiven Ausbeutung der Gas- und \u00d6lfelder. Vielleicht auch aus undichten Pipelines, die hier wie ein Spinnennetz auf dem Meeresboden liegen. Selbst wenn irgendwann der Schwenk auf alternative Energien gelingen sollte, wird wohl kaum jemand all diesen Schrott von der Ausbeutung der fossilen Brennstoffe wieder wegr\u00e4umen. Die Bohrinseln wird man sicher noch abwracken, doch der Rest wird wohl einfach liegen bleiben. Ist ja auch einfacher, sieht ja keiner.<\/p>\n


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Um 4:00 haben wir \u00fcbrigens unsere 8.000ste Seemeile in diesem Jahr in unserem Kielwasser gelassen. Ein Rekord, den wir wohl so schnell nicht wieder toppen werden.
\nMit der D\u00e4mmerung bemerken wir, dass wir beginnen, uns ganz langsam wieder einzukriegen. Wenn man seekrank ist und zur\u00fcck an Land kommt, ist alles nach einer Viertelstunde vergessen. Bei dem nicht enden wollenden Geschaukel ist es eher ein Prozess von vielen Stunden. Wenn es denn \u00fcberhaupt gelingt. Aber wir mussten uns schon immer einschwingen, wenn es wieder auf\u2019s Wasser ging, deswegen sind wir zuversichtlich, dass es nun auch St\u00fcck f\u00fcr St\u00fcck wieder besser wird.<\/p>\n

\"\u201eDer <\/a><\/p>\n

\u201eDer Schiffsjunge sieht schon wieder aus wie das bl\u00fchende Leben h\u00f6chst pers\u00f6nlich!\u201c<\/p>\n<\/div>\n

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Der Motor l\u00e4uft insgesamt seit 12 h. Ein Negativrekord, den wir hoffentlich auch nicht so schnell wieder brechen werden. Gegen 13:00 haben wir dann z\u00e4rtliche 15 kn von achtern. Es ist eher ein Wests\u00fcdwest ohne Aussicht auf eine Spur Nord. Die Wellen sind \u00fcber den Vormittag etwas geringer geworden. Um auch die Genua hinzunehmen zu k\u00f6nnen, gehen wir etwas weiter n\u00f6rdlich. Noch nicht ganz Kurs Stavanger, aber so f\u00e4hrt’s schon mal ohne Motor. Es ist ein Eiertanz und ein Spiel knapp an der Grenze, an der die Genua gerade noch so steht. Der Autopilot steuert nun nach dem Wind. Das ist unsere Standardeinstellung auf Langschl\u00e4gen, so muss man nur ab und zu mal gucken, ob der Kurs noch halbwegs stimmt, aber sich nicht st\u00e4ndig um die Segel k\u00fcmmern. Eigentlich w\u00e4re der Parasailor das richtige Segel f\u00fcr diesen Wind, aber diese Idee verwerfen wir lieber mal ganz schnell wieder. Zu solchen Spielchen fehlt uns gerade doch irgendwie noch der Antrieb.<\/p>\n

\"\u201eWir <\/a><\/p>\n

\u201eWir schaukeln so vor uns hin…\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nJe weiter wir her\u00fcber nach Norwegen kommen, desto geringer werden die Auswirkungen der Gezeitenstr\u00f6me. Ganz langsam kehrt wieder etwas Routine ein und auch der ein oder andere Salzcracker verschwindet, w\u00e4hrend wir zu unseren M\u00e4gen herunterhorchen, wie die denn nun diese F\u00fctterung finden. Insgesamt geht es aber wieder, obwohl der Kopf irgendwie matschig bleibt und ein Nach-unten-gucken sofort ungute Erinnerungen wachruft.<\/p>\n


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\"\u201eEine <\/a><\/p>\n

\u201eEine der Bohrinseln des gro\u00dfen Bohrinsel-Slaloms.\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nInsgesamt liegen wir hinter unserem Zeitplan, wir hatten konstanteren Wind erwartet, der uns schneller und vor allem auch einfacher und direkter in den S\u00fcden von Norwegen bringt. Ab Mittag geht es eigentlich, aber ab dem sp\u00e4ten Nachmittag raubt uns wieder ein leichter Gegenstrom etwas Fahrt. Uns fehlt ein ganzer Knoten an der Durchschnittsgeschwindigkeit, die wir eigentlich veranschlagt hatten und die wir so dringend brauchen. Wir hatten sehr gehofft, noch weiter im S\u00fcden von Norwegen ums Eck zu kommen, aber nun sieht es sogar danach aus, dass wir Farsund morgen noch nicht mal mehr im Hellen schaffen. Das ist einerseits bl\u00f6d wegen der Dunkelheit, denn im Dunkeln die norwegische K\u00fcste anzulaufen, ist schon doof. Und andererseits soll der Wind in der Nacht zum Mittwoch schon auf Ost drehen, was uns etwas ungelegen k\u00e4me.<\/p>\n

\"\u201eEs <\/a><\/p>\n

\u201eEs geht in die zweite Nacht\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nSo werfen wir um 17:00 noch einmal schweren Herzens den Motor an. Wir m\u00fcssen noch einmal 3 Stunden etwas nachhelfen, dann sollte der Strom auch wieder kentern. Diese elende Motorfahrerei ist eigentlich nicht unser Ding, doch die Zeit dr\u00e4ngt.<\/p>\n

Ab 20:00 ist dann Nachtruhe, wir stellen den Motor aus. Das ist unser Kompromiss. Durch die Nacht segeln wir dann so, wie es eben geht, sofern der Wind nicht zu sehr schw\u00e4chelt.
\nUns geht es inzwischen wieder gut, nicht richtig gut und unbeschwert, aber gut. Da bringt etwas Nachtruhe bestimmt auch das letzte St\u00fcckchen Erholung. Wir beginnen mit unserer normalen Nachtwachenroutine. Alle drei Stunden wird gewechselt und Ching-Chang-Chong entscheidet heute, dass der Schiffsjunge beginnt.<\/p>\n


\n

Die Nacht ist ruhig. Die Wellen gehen noch etwas zur\u00fcck und bremsen uns nicht mehr so aus. Es l\u00e4uft. Nicht \u00fcberragend schnell, aber gut genug. Wenn es d\u00e4mmert, k\u00f6nnen wir immer noch \u00fcberlegen, wie wir beschleunigen. Nun brauchen wir erst einmal etwas Erholung.<\/p>\n

Dass wir noch ein anderes Ziel als Farsund erreichen, k\u00f6nnen wir uns abschminken. Farsund ist maximal, und im Hellen w\u00e4re ein Traum.<\/p>\n

\"\u201eDer <\/a><\/p>\n

\u201eDer dritte Tag beginnt, es ist Zeit, die schottische Gastlandflagge herunterzunehmen und die norwegische zu setzen. Bisher fehlte dazu irgendwie der Wille.\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nDa ich begonnen habe, hat Astrid die letzte Wache von 5:00 bis 8:00. Um 7:00 h\u00f6re ich englisches Geplapper, kriege es aber nicht so recht auf die Reihe. Kurz darauf guckt Astrid um die Ecke in die Mittelkoje und sagt: \u00bbDie norwegische Coast Guard sagt etwas von “near gale warning”. Wir sollten mal \u00fcberlegen, was wir machen.\u00ab Dass es irgendwie ruppiger geworden ist, hatte ich schon im Halbschlaf mitbekommen. Es sind noch 45 sm bis zur Ansteuerung von Farsund. Die Nacht sind wir nur mit Gro\u00df vor dem Wind etwas s\u00fcdlicher gesegelt. Nun k\u00f6nnten wir etwas h\u00f6her rangehen, um auch die Genua dazuzunehmen. Wenn wir es schaffen, die 45 sm mit einem Schnitt von 6 kn zu segeln, k\u00f6nnten wir gegen 16:00 an der Ansteuerung sein. D.h. wir w\u00fcrden geradeso noch im Hellen ankommen.<\/p>\n

\"\u201eEs <\/a><\/p>\n

\u201eEs beginnt ruhig, was ruppig enden soll.\u201c<\/p>\n<\/div>\n

<\/p>\n

\"\u201eAber <\/a><\/p>\n

\u201eAber wir fahren flott der norwegischen K\u00fcste entgegen.\u201c<\/p>\n<\/div>\n

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Der Wind liegt inzwischen wieder bei 20 kn, aber leider genau aus West. Also gehen wir erst etwas weiter n\u00f6rdlich ran, um dann zu schiften und wieder etwas weiter s\u00fcdlich zu gehen. Aus der \u00bbnear gale warning\u00ab wird am Vormittag eine \u00bbgale warning\u00ab, die die Coast Guard zu unserer Beruhigung st\u00fcndlich wiederholt. Die Wellen nehmen schnell auf 3 m zu, der Wind pendelt sich etwas \u00fcber 20 kn ein, aber die B\u00f6en bleiben wenigstens unter 30 kn.<\/p>\n

\"\u201eEs <\/a><\/p>\n

\u201eEs geht wieder los …\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nEs wird zusehends ruppiger. Vor Norwegen l\u00e4uft der Hauptstrom nach Norden, doch leider wollen die Wellen in die andere Richtung. Und es sind wirklich hohe Sets dazwischen. Wenn man Wellenh\u00f6hen sch\u00e4tzt, schie\u00dft man ja doch leicht \u00fcber das Ziel hinaus, doch was sich da ab und an hinter uns aufsteilt, hat deutlich mehr als 3 m.<\/p>\n

\"\u201eDas <\/a><\/p>\n

\u201eDas Gummiboot ist ein toller Schutz\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nWenn man aus einem Wellental dort hinaufschaut, kann einem schon etwas anders werden. Aber unsere dicke Erna meistert sie alle mit Bravour. Drei- oder viermal bricht einer dieser Wellenberge in unser Gummiboot hinein, das wir ja vor dem Heck quer hochgezogen fahren. Ein guter Schutz, auch wenn es die Kugelfender, auf denen das Gummiboot aufliegt, nach oben sp\u00fclt und wir sie wieder runtersto\u00dfen m\u00fcssen.<\/p>\n

\"\u201eSchussfahrt <\/a><\/p>\n

\u201eSchussfahrt und Brecher …\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nWir sind schnell, teilweise zu schnell. Mit 8,5 kn eine Welle herunterzusurfen, macht kein gutes Gef\u00fchl, da immer die Gefahr besteht querzuschlagen. Deswegen reffen wir zeitig das Gro\u00df ein und drehen dann auch noch die Genua bis ins dritte Reff. Die Starkwindfock w\u00e4re auf einem anderen Kurs die richtige Wahl, nur vor dem Wind funktioniert sie nicht auf der Selbstwendeschiene. Wir m\u00fcssten Schoten anschlagen, damit wir sie offener fahren k\u00f6nnen, aber wer will so etwas schon unter solchen Bedingungen machen?<\/p>\n

\"\u201eEs <\/a><\/p>\n

\u201eEs ist klapperkalt, an unserer Winterausr\u00fcstung m\u00fcssen wir noch arbeiten, die Handschuhe sind schon mal gut.\u201c<\/p>\n<\/div>\n

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\"\u201eDie <\/a><\/p>\n

\u201eDie Capitana beherrscht die Einpacktechnik\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nDurch den Gegenstrom brechen sich die Wellen recht merkw\u00fcrdig. Oft sieht es fast so aus, als ob sie nach hinten kippen, meist sch\u00e4umt es auf ihren Wellenr\u00fcckseiten. Das ist auch gut so, denn so treffen uns nur wenige echte Brecher.<\/p>\n

Die Anfahrt von Farsund macht uns etwas Sorgen. Vor Norwegens K\u00fcste wird es noch einmal richtig tief, um dann kurz vor der Einfahrt nach Farsund von 350 m auf weniger als 50 m zu verspringen. Wir sind uns nicht ganz sicher, was f\u00fcr Wellen uns dort erwarten. Aber egal wie, irgendwie m\u00fcssen wir dort durch. Der Bereich, f\u00fcr den explizit vor \u00bbdangerous waves\u00ab gewarnt wird, liegt etwas weiter im Norden. F\u00fcr den Bereich der Anfahrt gibt es keine besonderen Hinweise.<\/p>\n

\"\u201eNorwegen <\/a><\/p>\n

\u201eNorwegen in Sicht!\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nZwei Stunden vor der Anfahrt sehen wir die ersten 30er B\u00f6en und der Wind pendelt sich um die 25 kn ein. Irgendwie haben wir echt Pech. Auf der anderen Seite haben wir in den letzten Stunden tats\u00e4chlich einen Schnitt von 6,7 kn hingelegt. Wir werden Farsund im Hellen schaffen. Immer wieder ziehen Regenschauer durch und lassen den Leuchtturm S\u00f8ndre Katland verschwinden. Auf der andere Seite kommt auch mal die Sonne kurz raus und l\u00e4sst den wei\u00dfen Turm strahlend hell aufblitzen. Wir sehen fr\u00fch, wo wir rein m\u00fcssen. Und vor uns sieht es gut aus.<\/p>\n

\"\u201eImmer <\/a><\/p>\n

\u201eImmer wieder Schauer …\u201c<\/p>\n<\/div>\n

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\"\u201eOh <\/a><\/p>\n

\u201eOh manno, uns wird aber auch nichts geschenkt.\u201c<\/p>\n<\/div>\n

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\"\u201eDer <\/a><\/p>\n

\u201eDer Leuchtturm S\u00f8ndre Katland\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nDie Wellen nehmen entgegen unserer Erwartung einfach so peu \u00e1 peu ab. Was man von dem Wind allerdings nicht sagen kann. Aber brutale Windb\u00f6en sind ja nicht so schlimm wie brutale Wellen. Statt Farsund direkt anzulaufen, wollen wir in die westliche Bucht V\u00e5gen. Wir brauchen vor Anker erst einmal eine kleine Pause. Vielleicht werden wir dort auch den Sturm abwettern, aber erst einmal wollen wir dort alles in Augenschein nehmen.<\/p>\n

\"\u201eViel <\/a><\/p>\n

\u201eViel Zeit zum Sonnenuntergang ist nicht mehr\u201c<\/p>\n<\/div>\n

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\"\u201eWir <\/a><\/p>\n

\u201eWir sind fast da, was f\u00fcr eine Erleichterung!\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nAuf H\u00f6he des Leuchtturms und nat\u00fcrlich gerade, als wir das Gro\u00df bergen, hacken noch einmal einige 30er B\u00f6en auf uns ein. Doch es ist wie ein kleines Wunder, kaum sind wir auf H\u00f6he der schmalen Einfahrt bei Litle Eigeroy, ist der Wind wie ausgeschaltet. Hinter uns sehen wir noch die wei\u00dfen Schaumkr\u00f6nchen und vor uns herrscht Windstille. Wie kann so etwas sein? Es ist unglaublich.<\/p>\n

\"\u201eZwischen <\/a><\/p>\n

\u201eZwischen den Inseln …\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nUnd Norwegen ist wie immer ein Traum. Nach der \u00dcberfahrt fahren wir wie paralysiert durch die engen Fahrwasser. Spontan verlieben wir uns gleich auf den ersten Metern durch diese sagenhafte Inselwelt auf\u2019s Neue und fragen uns, warum wir eigentlich nicht nur hier segeln. \ud83d\ude02<\/p>\n

\"\u201eTypisch <\/a><\/p>\n

\u201eTypisch Norwegen, die kleinen Leuchtt\u00fcrmchen mit der roten Pudelm\u00fctze.\u201c<\/p>\n<\/div>\n

\nP\u00fcnktlich zur D\u00e4mmerung lassen wir in der Mitte der V\u00e5gen Bucht unseren Anker auf 14 m fallen. Es str\u00f6mt etwas durch die Bucht, aber wir liegen hier wie in Abrahams Scho\u00df. Wir haben es geschafft, es war nicht ganz ohne und wahrscheinlich unser h\u00e4rtester Trip dieses Jahr, wenn man mal von dem gebrochenen Want und den daraus resultierenden Herausforderungen auf unserem Trip in die Karibik absieht. Doch die Nordsee ist wirklich speziell und hat immer eine \u00dcberraschung parat.<\/p>\n

Und dann gibt es endlich die Suppe, die eigentlich f\u00fcr die \u00dcberfahrt gedacht war. Wir sind froh, nun hier zu sein, und wenn wir auf die Wetterentwicklungen gucken, war es wohl wirklich die einzige M\u00f6glichkeit seit 14 Tagen und wird es wohl auch f\u00fcr einige Zeit noch bleiben. Das, was sich nun zusammenbraut, ist wirklich noch etwas schlimmer als bef\u00fcrchtet und wir sind heilfroh, dass uns der Mist nicht mehr in Peterhead erwischt.<\/p>\n

In der V\u00e5gen-Bucht bei Farsund
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58\u00b0 04′ 24,9″ N, 006\u00b0 48′ 49,1″ E<\/a><\/p>\n


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